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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Walter Ballhause (1911-1991)

Walter Ballhause (1911-1991)

Über die Sammlung

Walter Ballhause (1911-1991) war ein deutscher, autodidaktischer Fotograf, der der Nachwelt rund 16.000 Fotografien hinterließ. Davon befinden sich heute die meisten im Walter-Ballhause-Archiv in Plauen. 29 Arbeiten besitzt das Kunstmuseum Moritzburg. Diese wurden 1973 von dem Fotokinoverlag angekauft und gingen mit der Auflösung des Verlages in der Wendezeit als Dauerleihgabe in die fotografische Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) über.
Den Großteil seines fotografischen Œuvre wie auch alle Arbeiten, die sich im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) befinden, schuf Ballhause in den Jahren zwischen 1930 und 1933 in Hannover. Der aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Ballhause war zu diesem Zeitpunkt, wie Millionen andere Menschen in Deutschland, arbeitslos. Eher zufällig fand er zur Fotografie. Inspiriert durch das Buch „Empörung und Gestaltung“ des Journalisten und Schriftstellers Erich Knauf (1895-1944), welches später zu Zeiten des Nationalsozialismus verboten war, fasste er einen Plan. Das Anklagende, aber auch das Ungestellte und das Authentische was Jean-François Millet (1814-1878), Honoré Daumier (1808-1879), Otto Dix (1891-1961), Heinrich Zille (1858-1929), Käthe Kollwitz (1867-1945) und weitere, in diesem Buch erwähnte Künstler, durch ihre Ölbilder und Zeichnungen transportierten, wollte Ballhause dem Betrachter durch die Fotografie näher bringen. Dazu lieh er sich die Kamera seiner Freundin Lina Lengefeld (keine Lebensdaten bekannt). Es war eine Leica mit 50 mm Objektiv und damit der neuste technische Stand der Zeit. Die Kamera war klein, robust und präzise. Für Ballhauses Vorhaben war sie perfekt. Er wollte unbemerkt fotografieren und keine Szene durch die offensichtliche Anwesenheit eines Fotografen verfälschen. Aufgrund der politischen Umschwünge der 1930er Jahre, war er durch seine politisch links gerichtete Einstellung auch häufig gezwungen, unbemerkt zu fotografieren. Ebenso schnell wie er die Leica aus seiner Jackentasche herausholen konnte, ließ er sie wieder in dieser verschwinden. In der Literatur bekam das kleine technische Gerät daher den Spitznamen die unsichtbare Kamera. Ballhause fotografierte vor allem in seinem eigenen Milieu. Das brachte ihm die heute umstrittene Einordnung als Arbeiterfotograf ein. Die Kategorisierung unterschlägt den künstlerischen Wert und verschleiert die starke Aussagekraft von Ballhauses Aufnahmen. Aktiv bediente sich Ballhause der Fotografie, um die prekären und unmenschlichen Lebensumstände insbesondere der Randgruppen der Bevölkerung offen zu legen und anzuprangern.

Diese Sammlung ist Teil von

Sammlung Fotografie [1104]

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