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Drei junge Herren auf Landpartie

GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Grafiksammlung [Ca 10096]
Drei junge Herren auf Landpartie (Gleimhaus CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gleimhaus / Gleimhaus (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Drei junge Herren im Gehrock und Kniebundhose, den Dreispitz auf dem Kopf, am Wegesrand unter einem Baum, einer mit einem Buch in Händen, in der Ferne die Silhouette eines Dorfes mit Kirchturm. Gekonnt gezeichnet, wenngleich in den Proportionen nicht ganz stimmig. Man mag an eine Landpartie über Pankow hinaus nach Schönhausen denken, von welcher der Dichter Karl Wilhelm Ramler seinem Dichterfreund Johann Wilhelm Ludwig Gleim berichtet, launig, wie es nur ein junger Dichter im Zeitalter des Rokoko konnte: „Wollen sie wißen wie ich meine FrülingsGänge eingerichtet habe? Wir drey, Herr Sulzer, Hempel und ich, haben am Sontage den Anfang gemacht schöne Gegenden auszukundschaften. Wir gingen gegen Norden zu, eine Meile von Berlin, nach dem königlichen Schönhausen, und Herr Sulzer gesteht, daß er in seinem Leben nie weiter gereiset sey, nemlich nie weiter von der Schweitz. […] Ich will ihnen eine Beschreibung von dieser Reise geben, so wie sie mir zuerst in die Gedancken komt. Wir gingen aus dem Joachimsthal, und herr Hempel, welcher sich schon vormittags dort eingefunden hatte, versprach uns eine schöne Reise. Wir fanden aber lauter Sand in dieser langen Allee von fünfiährigen Linden, und Herr Sulzer fing an auf Herrn Hempel zu schelten. Doch ergötzten wir uns, so gut wir konten, an dem schönen Himmel, den kühlen Winden die uns begegneten und an der Gegend in der Fern. Wir warfen mit Steinen in die Welt, uns im Discusspiel zu üben, und ich schrieb nahe bey einer Windmühle den Nahmen der Don-Quixottischen Princeßin, Dulcinea von Toboso in den Sand. Wir fanden ein Paar Bäche die vor Mangel des Waßers nicht rieseln konten, ob ich gleich meine Gefährten bereden wolte, als ob sie rieselten. Wir sahen Schafe weiden und hörten einen gantzen Himmel voll Vögel. \ Endlich kamen wir an das erste Dorf Pancko, da zog ich meinen Horatz heraus und las an den Ufern des Flußes Pancke eine Frülings Ode, eine Sommerode und eine Herbst Ode vor. Ich that dieses auf deutsch, so gut ich konte. Der Fluß Pancke ist so groß, daß ich ihn zuerst für eine Rinne hielte, bis uns Herr Hempel versicherte, es wäre ein Fluß. Vieleicht bin ich der erste Geographus der ihn beschreibt, und der erste Poet der an seinen Waßern gesungen hat. Eins muß ich nicht vergeßen, daß Herr Hempel auf dem Wege, als wir durstig waren, einen Feigenbaum entdeckte, er ging auf ihn zu, riß an seinen Ästen, und brachte uns etliche Feigen mit, welche ich, nach genauer Untersuchung, für gute trockene Feigen erkannte. Ich nahm es für ein Wunder an, denn ich betrachtete hernach mit Herr Sulzern den Baum, und befand ihn einer Linde so ähnlich wie ein Ey dem andern ist. Wir kamen endlich nach Schönhausen und suchten bey dem Gärtner Herberge, der uns die schönsten Blumen Beete und Fruchtbäume zeigen konte, die dem Winter getrotzt hatten.“ „mein lieber deutscher Horaz“. Der Briefwechsel zwischen Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Karl Wilhelm Ramler. Erster Band, Mai 1745–März 1752. Hg. v. David E. Lee und Johan C. Osborne, Heidelberg 2023 (Oßmannstedter Texte 1), S. 264f., 12. Mai 1748

Sollte es sich bei dem Buch in den Händen des Herrn in der Mitte eben um Horaz handeln? Jedenfalls wäre dies die passende Lektüre auch für diese Szenerie. Von der Bezeichnung unten rechts ist nach Bereibung, vielleicht auch durch die Tätigkeit einer Schabe nur noch ein unleserlicher Rest übrig.

Material/Technik

Bleistift, Rötel, Tusche, Weißhöhung auf Papier

Maße

14,6 x 9,3 cm (m. Rahmen 20 x 16,7 cm)

GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Objekt aus: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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