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Spazierstock von Carl Oswald Stockmann

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Museum Schloss Neuenburg Freizeit & Unterhaltung Schmuck & Accessoires Reise [MSN-V 252 H]
Spazierstock (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt / Falk Wenzel, Halle (Saale) (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

In der Sammlung des Museums Schloss Neuenburg befindet sich ein Spazier- oder Gehstock für den Herrn aus der Zeit um 1845. Sein geschnitzter Griff zeigt entweder den Kopf einer berühmten Figur des Nibelungenliedes, nämlich Hagen von Tronje oder aber den germanischen Gott Odin, der auf der Suche nach Weisheit ein Auge opferte, um seherische Fähigkeiten zu erlangen.

Jedoch ist es kein gewöhnlicher Spazierstock. Er stammt aus dem Besitz des Bibraer Arztes, Revolutionärs und Freimaurers Dr. med. Carl Oswald Stockmann (1809-1873). Dieser wurde in Neunheiligen (Amt Langensalza) in eine Pfarrersfamilie geboren, hatte aber durch seine Mutter, einer Geborenen von Bose familiäre Beziehungen in das Gebiet um Merseburg.

1827 studierte er, zunächst ganz der Familientradition folgend, in Jena Theologie, immatrikulierte sich jedoch bald darauf in Leipzig für das Fach Medizin, dessen Studium er, unterbrochen von freiwilligem Militärdienst, in Magdeburg und Greifswald fortsetzte und Anfang 1836 beendete. Im Frühling desselben Jahres kehrte er in seine Heimat Thüringen zurück, um in Bibra (erst ab 1925 Bad Bibra) eine Stelle als Arzt für die hiesige Bevölkerung sowie die zahlreichen Kur-und Badegäste anzutreten. Dabei hatte er vermutlich großen Einfluss auf die Entwicklung des Badewesens vor Ort. Er scheint sich zudem schnell etabliert und einen guten Ruf erlangt zu haben, denn er verkehrte bald in vielen angesehenen Familien, unter anderem in der des Landrates von Münchhausen. Da er aber auch für die ärztliche Betreuung der ärmeren Bevölkerung zuständig war, sensibilisierte ihn diese Tätigkeit vermutlich früh für soziale Fragen und so mag es nicht wundern, dass er während der Revolution 1848 als Agitator im Unstrut-Finne-Gebiet eine, wenn nicht die entscheidende Rolle spielte.

In vielen Regionen Deutschlands und Europas entluden sich in dieser Zeit gewaltsam Spannungen, die in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Problemen begründet waren. Im ländlichen Raum wurde die Region um Eckartsberga verstärkt von den politischen Umwälzungen und revolutionärem Gedankengut beeinflusst, woran Stockmann besonderen Anteil trug. Er organisierte in Bibra und in anderen Ortschaften Volksversammlungen, an denen teilweise mehrere tausend Menschen teilnahmen, gründete demokratische und damit revolutionäre Vereine und war Anführer einer bewaffneten Bürgerwehr. Dabei verfügte er über 600 Soldaten, die alle den demokratischen Vereinen angehörten und konnte auf 5.000 bewaffnete Bauern zählen.

Der Aufstand scheiterte durch das Eingreifen des Militärs. Stockmann wurde daraufhin zu 25-jähriger Festungshaft verurteilt, die er in Magdeburg und Weichselmünde bis 1855 absaß. Dann wurde er unter der Bedingung der sofortigen Auswanderung begnadigt. Er wählte Connecticut in Nordamerika zu seiner neuen Heimat und war dort schnell als Arzt erfolgreich, so dass er sogar seine Geschwister in Deutschland finanziell unterstützen konnte. Zudem wirkte er als Freimaurer (vermutlich war er bereits in seiner Bibraer Zeit Mitglied der Loge in Weißenfels oder Naumburg) und förderte die Errichtung einer deutschen Loge in New Haven, der er mehrere Jahre vorstand.

Sein Geburtsland sollte er dennoch ein einziges Mal wiedersehen: bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges stellte er sich 1870 dem preußischen Kriegsministerium als Arzt zur Verfügung. 1873 verstarb Carl Oswald Stockmann hochangesehen in New Haven, Connecticut.

(E. Keindorff)

Material/Technik

Holz, geschnitzt; Messing

Maße

L 83,3 cm

Literatur

  • Boblenz, Frank (2014): Dr. med. Carl Oswald Stockmann (1809-1873) – biografische Skizze zu einem Demokraten von 1848 im preußischen Thüringen. In: Gerber, Stefan et al. (Hgg.): Zwischen Stadt, Staat und Nation. Bürgertum in Deutschland, Teil 2. Göttingen, S. 451-473

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