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Karlsteppich

Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Domschatz und Dom St. Stephanus und St. Sixtus zu Halberstadt Textilien [DS520]
Karlsteppich (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt / Falk Wenzel, Halle (Saale) (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Dieser wohl im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts in Niedersachsen entstandene Wirkteppich zeigt als zentrales Motiv Karl den Großen mit Krone und Lilienzepter auf einem edelsteinbesetzten Thron. Kompositorisch hervorgehoben wird die Darstellung durch einen die Bildfläche gliedernden rautenförmigen Rahmen mit der Aufschrift „KAROLVS REX“ (dt.: König Karl). In den Zwickeln sind vier weitere, sitzende Figuren wiedergegeben. Dank ihrer Namensbeischriften lassen sich die beiden unteren als der römische Geschichtsschreiber Cato und der Philosoph Seneca identifizieren. Da der Teppich ringsum beschnitten worden ist, haben sich Köpfe und Tituli der oberen Figuren nicht erhalten – denkbar wären zwei weitere antike Philosophen. Ein Rest der ehemals umlaufenden Palmettenborte ist am linken Rand angenäht.
Karl der Große wurde in Halberstadt als vermeintlicher Bistumsgründer und Heiliger verehrt. Funktion, ursprünglicher Anbringungsort und Datierung des Teppichs sind in der Forschung umstritten. In ihm wurde sowohl ein Spendenaufruf für den Wiederaufbau des im Jahr 1179 abgebrannten, romanischen Doms gesehen (zuerst Kötzsche 1967, S. 169 f.) als auch ein Freundschaftsgeschenk des Halberstädter Bischofs Konrad von Krosigk an den römisch-deutschen König Philipp von Schwaben (reg. 1198–1208) (Erler 1989, S. 132–134) – für beide Hypothesen fehlen allerdings konkrete Quellennachweise.
Bert Bastert erkannte im Karlsteppich schließlich ein frühes Zeugnis der Kalandskultur. Kalande waren Bruderschaften, die sich zu religiösen wie auch sozialen Zwecken zusammenfanden und das Ideal der Freundschaft hochhielten. Die auf dem Teppich inschriftlich wiedergegebenen Sinnsprüche machte Bastert auch in zwei literarischen Quellen des 13. Jahrhunderts ausfindig, die in einem direkten Zusammenhang mit einer solchen Halberstädter Klerikerbruderschaft stehen: So weist der in den roten Streifen der Raute eingewebte Spruch auf die Vergänglichkeit weltlicher Belange hin („Lange zu währen sind weder Ansehen noch Macht noch Schönheit noch Jugend imstande: in der Welt gefallen diese dennoch mehr.“); die Inschrift auf dem äußeren, naturfarbenen Rahmen hebt dagegen die Freundschaft als einen der wahren Werte des Lebens hervor („[Ein Freund] wird lange gesucht, kaum gefunden, [noch] schwieriger bewahrt.“). (Bastert 2005) Auch die auf den Spruchbändern der vier Begleitpersonen wiedergegebenen, zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Inschriften lassen sich mit den Idealen der Bruderschaft in Einklang bringen: Sie betreffen die Freigiebigkeit und Verschwiegenheit und enthalten eine Warnung vor Leichtgläubigkeit. (zur Ergänzung der Inschriften s. Erler 1989, S. 81 ff., 99 ff., 103 ff., 106 ff., 110 ff.)

Material/Technik

Kette: Leinen; Schuss: verschiedenfarbige Wolle; gewirkt

Maße

Objektmaß (H x B): 158 x 164 cm

Literatur

  • Appuhn, Horst (1962/63): Der Karls-Teppich in Halberstadt. In: Aachener Kunstblätter 24/25 (1962/63), S. 137-149
  • Bastert, Bert (2005): Der Karlsteppich in Halberstadt. Ein Zeugnis lokaler Karlserinnerung und -verehrung. In: Besamusca, Bart/Tigelaar, Jaap (Red.), Karolus Rex : studies over de middeleeuwse verhaaltraditie rond Karel de Grote, Hilversum 2005, 247-259
  • Erler, Anette (1989): Der Halberstädter Karls- oder Philosophenteppich. Frankfurt a. M.
  • Fuhrmann, Hans (2008): Vom Karlsteppich. Überlegungen zum Karls- oder Philosophenteppich im Halberstädter Domschatz. In: Kunst, Kultur und Geschichte im Harz und Harzvorland um 1200 (Veröffentlichung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Arbeitsberichte 8), Halle 2008, S. 285–301
  • Fuhrmann, Hans (2009): Die Inschriften des Doms zu Halberstadt. (Die Deutschen Inschriften, hrsg. v. d. Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. 75, Leipziger Reihe Bd. 3.). Wiesbaden, Katalog Nr. 23
  • Harald Meller, Ingo Mundt, Boje E. Hans Schmuhl (Hrsg.) (2008): Der Heilige Schatz im Dom zu Halberstadt. Regensburg: Schnell & Steiner, Katalog Nr. 92
  • Kötzsche, Dietrich (1967): Darstellungen Karls des Großen in der lokalen Verehrung des Mittelalters. In: Braunfels, Wolfgang (Hrsg.), Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben, Bd. 4, Düsseldorf 1967, S. 157-214, hier S. 169 f.
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Domschatz und Dom St. Stephanus und St. Sixtus zu Halberstadt

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