Heute ist da, wo der Standort des Zeichners dieses Stiches stand, das Rosarium, ein überregional bekannter Rosengarten. Dargestellt ist eine idyllische Ansicht der Stadt Sangerhausen mit der evangelischen Jakobi-Kirche, kenntlich an dem typischen, mit runden Renaissance-Giebeln eingefaßten Kirchturm, der in einer offenen Laterne endet. In Hintergrund sind andere wichtige Architekturen der Stadt deutlich erkennbar, bis hin zum Turm der Stadtbefestigung im mittleren Bildmittelgrund links. Der Hintergrund der Szenerie wird durch einen Ausblick auf die östlichen Ausläufer des Harzes gebildet.
Im Bildvordergrund ist, typisch für Ludwig Richter, eine biedermeierlich zu nennende Szenerie aufgeführt. In der Mittel ein Reiter, der mit einem Jungen spricht, der seine Schafherde gerade aus der Stadt führt, während von rechts ein einrädiger Lastkarren gezogen kommt, der von einem dunklen Roß gezogen wird. Hinter der Schafsherde links kommen zwei Mädchen mit Körben gegangen, während noch weiter dahinter links zwei ältere Kiepenfrauen in Richtung Stadt marschieren. Eine weitere Kiepenfrau wird in Begleitung eines Kindes vorn rechts wiedergegeben.
Das beschnittene Blatt ist bezeichnet li. u. "Gez. v. L. Richter", re. u. "Gest. v. Sands" (hier kleiner Druckfehler: Die Schrift ist doppelt gedruckt), Mi. u. "Sangerhausen." Zuerst abgebildet wurde die Ansicht in dem Harzband "Das Malerische und Romantische Deutschland", das der Leipziger Verleger Georg Wigand herausgab. Dieser Verleger kam später in finanzielle Schwierigkeiten, gerade auch weil die qualitätvollen Ansichten sehr beliebt und häufig nachgeahmt wurden, worüber Adrian Ludwig Richter in seinen Lebenserinnerungen berichtet. So musste er die Platten verkaufen und sie finden sich auch nachgedruckt und in anderen druckgraphischen Werken eingebunden.
Mit der Schenkung der Sammlung Bürger gelangte das Blatt 2020 an die Schloß Wernigerode GmbH.