museum-digitalsachsen-anhalt
STRG + Y
de
Objekte gefunden: 112
SchlagworteNaturx
Suche verfeinernGezielte Suche Sortiert nach: ID

"Feldweg um Frühjahr" aus den Manuskript für ein Holzschnittbuch "Zum Sehen geboren"

Museum Schloss Moritzburg Zeitz Lebek-Sammlung [DW / W 128 / M 49]
Tuschezeichnung "Feldweg im Frühjahr" (Museum Schloss Moritzburg Zeitz RR-R)
Herkunft/Rechte: Museum Schloss Moritzburg Zeitz (RR-R)
1 / 5 Vorheriges<- Nächstes->
Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Die Tuschezeichnung "Feldweg im Frühjahr" finden wir in dem Manuskript für ein Holzschnittbuch des 83- jährigen Johannes Lebek: „ZUM SEHEN GEBOREN“ heisst der Titel . Es enthält 49 Tuschezeichnungen, die meisten sind beeindruckend kraftvoll und voller Frische, mit sicherem Strich und Tempo zu Papier gebracht.
In der Einleitung lesen wir seine Worte dazu:

„Je älter ich werde, umso unbegreiflicher wird mir die Welt. Was das Auge früher, ohne viel darüber nachzudenken, hingenommen hat, wird immer rätselhafter, … Ganz bescheiden fasse ich, was ich sehe, in der Stille der Landschaft ganz allein mit der Natur und voller Ehrfurcht. Ich selbst bleibe mir unbegreiflich.
Vor dem Geist treten auf Abruf Erlebnisse und die dazu gehörende Umwelt, ungezählte Landschaften, Städte und Menschen. Wo ist all das gespeichert, wer ruft es ab? An soviel Schönheit gehe ich vorüber und mein Fuß zertritt achtlos die großen Wunderwerke rings um mich. Und alles wächst stumm heran, ohne selbst zu denken. Doch weiß ich, daß ein anderer gedacht haben muß, wenn etwas handelt, als wenn es denkt, ohne selbst zu denken. Und doch versuche ich, in Bilder zu fassen, was nur ein kleiner Tropfen sein kann aus einer ungeheuren Vielfalt der Natur. Das weiß ich, und doch möchte ich den Rest meines Lebens dem Schöpfer, der unnahbar bleibt, als sein Geschöpf voll Ehrfurcht huldigen. (Johannes Lebek)“

Zeitlebens war „das Sehen“ Lebeks Arbeit und Freude, seine Bestimmung. Die Zeilen aus Gothes Faust Teil II beginnen mit den starken Worten: „Zum Sehen geboren“. Diese wählt er als Titel für ein geplantes Holzschnittbuch, weil auch er sich stets als „zum Sehen geboren“ fühlt und seine Berufung ihn erneut drängt, Erschautes voller Dankbarkeit darzustellen. Am Ende seines Lebens ruft er zum wiederholten Male aus seinem Gedächtnis Bilder ab, die ihn stark berührt hatten und möchte sie auch für andere sichtbar machen. Hand, Feder, Pinsel und Tusche gehorchen ihm beim Entwerfen sichtlich mühelos, sie zeugen von Energie und Schaffenswillen. In einem Filmdokument aus dem Jahr 1940, welches sich auch im Lebek-Zentrum befindet, sieht man den Holzschneider mit Pinsel und Tusche einen Schwarz-Weiß-Entwurf direkt auf einen vorbereiteten Druckstock zeichnen, schnell und scheinbar mühelos. Da ist er 39 Jahre alt und arbeitet in seiner kleinen Werkstatt im Rosenweg in Zeitz. Sein Freund Walter Melzer hat ihn dabei gefilmt. Mit 83 Jahren für das Manuskript „Zum Sehen geboren“ gelingt ihm das noch genauso – nein – sogar noch beindruckender im Ergebnis! Die Zeichnungen scheinen aus ihm herauszusprudeln, sie spiegeln seine schönsten oder wichtigsten Erinnerungen meist in der Natur, 49 Seiten füllt er damit. Auf der letzten Seite erkennt der Zeitzer unschwer eine Sanduhr, die links und rechts von Posaunenengeln gehalten wird, sie steht heute auf der Kanzel im Dom St. Peter und Paul. Ein später Gruß in seine geliebte Heimatstadt, die er als Rentner mit seiner Frau verlassen hat, um die fünf Enkel im Westen Deutschlands, in der BRD, aufwachsen zu sehen im damals geteilten Deutschland.
Später wird aus diesen Zeichnungen ein Buch gebunden.

Zum Schaffen von Johannes Lebek zählen über 120 Bücher, welche insgesamt mit mehr als 2300 Holzschnitten, Holzstichen oder seltener Tuschezeichnungen illustriert sind. Dazu hat er noch ungezählte Vignetten für den Druck in Zeitungen geschnitten. In seinem Werkverzeichnis sind darüber hinaus noch mehr als 800 grafische oder malerische Einzelwerke aufgeführt. Das Buch „Zum Sehen geboren“ konnte er dann allerdings nicht mehr realisieren. Nur den Entwurf „Am See“ hat er noch in Holz geschnitten und gedruckt. Bald musste er das Holzschneiden ganz aufgeben, die Kraft reichte nicht mehr aus. Es entstanden noch einige letzte Zeichnungen und Aquarelle. Johannes Lebek starb am 8. Oktober 1985.

ZUM SEHEN GEBOREN
1984
Manuskript für ein Holzschnittbuch, gebunden
220 x 255 x 8 mm
DW / W 128 / M 49

Material/Technik

Papier / Tuschezeichnung

Maße

H 15 cm, B 17 cm

Literatur

  • Behrends, Rainer und Trummer, Ulrike (2014): Johannes Lebek. 10 Jahre Werkschau im Kunst-und Museumspädagogischen Zentrum "Johannes Lebek". mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle ( Saale)
  • Wegner, Elisabeth und Hubert (1988): Der Holzschneider Johannes Lebek - Leben und Werk. München
  • Wegner, Hubert (Hrsg.) (1980): Werkverzeichnis Johannes Lebek. Göttingen
Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Objekt aus: Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Das Schloss Moritzburg, die frühbarocke Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz, entstand zwischen 1657 und 1678. Das Schloss Moritzburg und der Dom...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Eingeschränkter Zugang. Rechte bleiben vorbehalten.