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Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg Gemälde und Grafiken [o. Nr.]
Anna Maria Herzogin von Sachsen-Weißenfels (Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg (CC BY-NC-SA)
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Ölgemälde Anna Maria Herzogin von Sachsen-Weißenfels

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Beschreibung

Das Ganzfigur-Bildnis der Tochter aus streng protestantischem Schweriner Fürstengeschlecht ist entweder ein direktes Porträt der jungvermählten 20jährigen Frau oder aber es ist (der Inschrift nach) eine Fassung des heute verschollenen Hochzeitsbild-Originals, die als offizielles Repräsentationsbildnis kurz nach dem Tode der zweiundvierzigjährig verstorbenen Landesmutter von Sachsen-Weißenfels gemalt wurde.
Die Ereignisse in der Zeit von 1618-1648, welche der Reichsfürst Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Schwerin (so der Text der Leichenpredigt von Johannes Olearius für Anna Maria) "umb der wahren Religion willen, ... bey nah das Allerhärteste des Gut- und Blut-freßenden 30. jährigen Krieges mit großmuthiger Tapferkeit erlitten und außgestanden" hatte, festigten ihn und sein Haus in der protestantischen Haltung. In diesem Sinne ließ er seine Tochter am konservativ protestantischen dänischen Königshof erziehen. Anna Maria schenkte in ihrer 22 Jahre währenden Ehe mit dem Landesfürsten von Sachsen-Weißenfels zwölf Kindern das Leben, davon verstarben drei Mädchen im Kindesalter an Blattern.
Das Gemälde transponiert das offiziell gewünschte, ideale Bild einer jungen Landesmutter, "welche also meinen Glauben mit Christlichem Leben bewiesen haben soll. Anno 1644 haben mir Seine Gnaden, mein hochgeehrter Herr Vater, diese, der Frau Mutter seelig gewesene Bibel gegeben, die ich ... sechs mahl durchgelesen [habe]", wird die Fürstin zum Beweis ihrer vorbildlichen Lebenshaltung von Olearius zitiert.
Das Interieurporträt wird von der frontal zum Betrachter stehenden Gestalt der jungen Frau dominiert. Die Figur ist knapp in den sparsam ausgeleuchteten Raum zurückgesetzt. Ein hell-dunkel gefliester, in die Tiefe fluchtender Marmorboden und ein Säulenfragment vor dem Wandhintergrund im rechten Bildrand sind die einzigen architektonischen Rahmenmotive.
Anna Maria nimmt den Betrachter nur aus den Augenwinkeln wahr - das Porträt ist ausschließlich auf Repräsentation und nicht einmal im Ansatz auf Aktion ausgerichtet. Selbst die leicht nach vorne genommen Hände, die einen Fächer halten, suggerieren keine Beweglichkeit und lösen auch keinen aktivierenden Impuls aus, im Gegenteil, sie betonen eher das Statisch-Statuarische der Figur. Üppiger Perlenschmuck und eine, trotz allem protestantischen Schwarz, raffiniert wirkende Eleganz der Kleidung weisen die Dargestellte als den höchsten Gesellschaftskreisen zugehörig aus. Das Gewand der jungen sächsischen Herzogin vereint Reminiszenzen der Spanischen Mode um 1600 mit zeitmodischen Neuheiten. Sie trägt ein mantelartiges, vorn offenes Überkleid aus schwarzer Atlasseide von erlesener Materialqualität, welches unter dem Namen Vlieger in der Nachfolge der früheren "weiten Röcke" zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum Standesmerkmal niederländischer Regentinnenkleidung avanciert war. Unter der breit ansetzenden Schneppe ist im schmalen Spalt ein helles Unterkleid sichtbar. Die modisch verkürzten Ärmel mit Spitzenbesatz, das ovale Dekolleté, der edle Dekolletékragen, barock geschlaufte Perlenschnüre und Perlarmbänder, dazu die aufgebauscht auf die Schultern herabfallenden Lockenhaare zeugen vom modischen Geschmack und vom Standesbewusstsein einer Person von königlich-fürstlicher Abstammung.
Das Bild könnte in Halle, wo Anna Maria residierte, entstanden sein. Es ist dem Stil jener "soliden" niederländischen Porträtmaler (Thieme-Becker) verhaftet, wie sie in den Berliner Staatlichen Sammlungen ein Nicolaes Eliasz (gest. um 1655) vertritt. Die Farbigkeit des Bildes ist auf Hell-Dunkel-Kontrasten aufgebaut. Vom monochromen Gewandstoff heben sich lediglich Perlen und Spitzen ab, ihr Widerschein findet sich im durchschimmernden blass-vornehmen Teint des gazeverhüllten Dekolletés und im Inkarnat der Hände. Rote Wangen und ein roter Mund im regungslosen Gesicht sind das einzige malerische Zugeständnis an das jugendliche Alter der Porträtierten. Kompositorisch spielt das Oval eine Rolle - der Bogen der fächerhaltenden, zueinanderkommenden Hände nimmt dabei die Rundung des Gesichtes auf. Ausgeglichen wirkt das Ganze durch den Mittelachseneffekt des im Spalt sichtbaren, hellen Spitzenunterkleides.

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

H 1,91 m, B 1,11 m

Karte
Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

Objekt aus: Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

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