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Museum Schloss Moritzburg Zeitz Stadtgeschichte [V/H - 2261]
Abschlusszeugnis für Herrenschneider Alfred Thiele (Museum Schloss Moritzburg Zeitz CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Schloss Moritzburg Zeitz (CC BY-NC-SA)
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Zeugnis der Deutschen Bekleidungs-Akademie für Alfred Thiele

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Beschreibung

August Strobel lieferte 1887 den Entwurf für dieses dekorative Zeugnisformular. Gedruckt wurde das Blatt in der Kunstanstalt Wilhelm Hoffmann A.-G. Dresden. Neben symbolträchtigen Dingen wird uns ein Blick auf die Brühlsche Terrasse geboten.

Alfred Thiele erlangte die Meisterwürde 1922. Der in Zeitz ansässige Herrenschneidermeister war ein wahrer Könner seines Fachs. Das belegen seine zahlreichen "Trophäen". Als Modell für seine Schöpfungen trat er auf Leistungsvergleichen selbst auf. Die Belege seines Könnens wollte Alfred Thiele im Museum Zeitz verwahrt wissen. Seine Schenkung kündigte der "beste Schneider der DDR" am 22. April 1982 mit folgendem Schreiben an:

"An die Direktion im Schloss Moritzburg.

Ich bin gebürtiger Bürger aus Mildenau, Kreis Henneberg, besuchte die Schule in meinem Heimatort. Ich war in Musik und Zeichnen begabt.
Ich ging ein Jahr in eine Posamentenfabrik nach Henneberg. Nach einem Jahr wurde ich krank, weil ich von früh 5 Uhr bis abends 19 Uhr auf den Beinen war. Es ging bergauf bergab, wieder bergauf bergab …
Ich suchte mir in Zschopau eine Lehrstelle als Schneider. Als Geselle war ich in Zeithain. 1911 war ich Schüler der Europäischen Modeakademie in Dresden. Ich machte den Abschluss mit einem Ehrendiplom. 1911 bis 13 war ich Zuschneider beim Hofschneider in Coburg. Dort habe ich die Herzogliche Familie persönlich bedient, sowie auch die Großfürstin von Rußland im Palais Edinburgh. Ich hatte auf meinem Zeugnis zwei Hofschneiderwappen.
1946 war ich Kommandanturschneider in Zeitz. Ich habe alle Offiziere vom Leutnant aufwärts bis zum Stadtkommandanten zu meinen Kunden gezählt. Ich musste innerhalb von 3 Tagen 300 Kommissler einkleiden. Mit Hilfe meiner Innungsmitglieder haben wir in Tages- und Nachtarbeit das Wunder vollbracht. Am 4. Tag war die Aufstellung auf dem Platz vor dem Rathaus, dort wurde die Besichtigung vorgenommen. Die Soldaten standen wie die Puppen da. Als Auszeichnung bekam ich beim Stadtkommandanten im Rathaus ein Ehrenessen.
Als bester Schneider der DDR war ich für die Administration in Halle zuständig. Ich habe die allerhöchsten Offiziere der Sowjetunion mit Zivilkleidung ausgestattet. Die Herren sagten mir: "Ihre Anzüge gefallen in Moskau." Ich habe die Mitteldeutsche Polizei von Bad Dürrenberg bis ins Geiseltal mit Uniformen ausgestattet. 1969 war ich Ehrengast in Wandlitz am Bogensee. Dort war die befreundete Familie Büttner mit ihrer Tochter, die Dolmetscherin in Englisch und Russisch war. Eines Tages haben mich die Schüler zum Bahnhof Gardelegen gebracht und verabschiedet.

Mit sozialistischem Gruß
Alfred Thiele, 49 Zeitz, Virchowstraße 10

Ich bitte, dieses Schreiben an die Regierung nach Berlin zu senden!

Ich bitte Sie meine Trophäen bei mir abzuholen, die ich Ihnen zum Geschenk mache.

Ich bin 91 Jahre alt, habe 48 Jahre am Zuschneidetisch gestanden. Jetzt bin ich verarmt. Ich beziehe eine Rente von 290 Mark.
Ich bin der Annahme, dass ich meinem Vaterland gute Dienste geleistet habe.

Ich bitte meine Schrift zu entschuldigen, mit 91 Jahren geht es eben doch nicht mehr so wie früher. Ich habe eben gemerkt, das ich diesen Brief ohne Brille geschrieben habe."

Alfred Thiele verstarb am 1. Juli 1983 in Zeitz.

Material/Technik

Papier / Lithografie

Maße

58,5 cm x 45 cm

Karte
Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Objekt aus: Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Das Schloss Moritzburg, die frühbarocke Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz, entstand zwischen 1657 und 1678. Das Schloss Moritzburg und der Dom...

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