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Museum Wolmirstedt Plattdeutsches Sprachgut [KG_P_10]
https://st.museum-digital.de/data/san/resources/audio/201408/28163815070.mp3 (Museum Wolmirstedt RR-F)
Herkunft/Rechte: Museum Wolmirstedt (RR-F)
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Kriegsende und Todesurteil

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Beschreibung

"Wie kam‘s denn eigentlich dazu, wie sind Sie darauf gekommen: ‚Wir hau‘n jetzt ab‘?"
„Ich bin gar nicht drauf gekommen. Der Unteroffizier Bär, das war der Werferführer woll, ja, der sagte: „Also passt auf Leute, der Russe hat uns eingeigelt schon, bis, naja wie so’n Hufeisen und in’n paar Tagen is der Kriej vorbei, dann macht der den Sack dicht und wir haben die Ehre dann nach Sibirien zu kommen.“ Das leuchtete mir eigentlich ein. Aber ich wäre selbst da nicht drauf gekommen. Sagt der: „Willste, wollt ihr mit?“ Sind wir mit. Also mit noch einem Kumpel? Ja, mit Horst Bosch aus Pirmasens. Und dann gings los im Mondschein. Richtung Westen."
"Wie weit sind Sie da ungefähr gekommen?"
"20 km so. Man weiß ja nicht genau wie es da aussieht, man muss ja auch ein bisschen so Deckung haben, das man sich verstecken kann. Bei Göllersdorf da sind wir dann in die Feldscheune gegangen. Die brauchten wir nicht zu öffnen, die war so verzogen vom Wetter, dass man da so reinschlüpfen konnte."
"Bisschen Heu drum herum."
"Stroh, Stroh lag da..."
"Dann hingelegt..."
"Ja, ja; dann haben wir gesagt: „Hier bleiben wir bis heute Abend bis es dunkel ist und dann geht‘s weiter.“ Und dann kam der Bauer mit dem Ochsen und hat Stroh geholt. Ausgerechnet da wo wir waren. Und nun hat er immer so Bund für Bund weggenommen, bis wir denn da lagen. Naja was denn nun? Und da hat er erst geschimpft: „Ja ja ihr seids euch leid, wollt wohl stiften gehen.“ Sagte: „Ruhig, sonst ist es vorbei hier.“ „Ich sag nichts, ich sag nichts.“ hat er gesagt. Nach ner Viertelstunde oder ner halben Stunde kam die Feldpolizei mit nem Kettenhund und hat uns dann gefragt wo wir hinwollen: „Die Papiere!“ Da sagt der noch: „Ach Mensch meine Tasche ist ja noch draußen.“ Rennt raus und wart nie mehr gesehen."
"Der war clever, würde man heute sagen."
"Der war aus Strahlsund. Wir sind dann ins Gefängnis in Göllersdorf. Wir haben vorgegeben, wir wollten zur Entlausung. Aber so einen Unsinn glaubt ja kein Mensch. Und dann haben die angerufen bei der Kompanie in Großmugl und da hat uns dann einer abgeholt. Und als wir in Großmugl reinkamen alle beide, da hing an einem Apfelbaum ein Unteroffizier mit einem Schild vorm Bauch "Ich habe meine Frau, meine Kinder und meine Kameraden verraten". Ich sagte: „Morgen ist das unser Schicksal.“ Und als ich im letzten Jahr da war in Großmugl, hat uns der Bürgermeister Herr Kraft sehr geholfen. Und ich sagte: „An dem Baum da, da hing ein Unteroffizier.“ „Genau“ sagt er „Genau. Und wir wissen sogar wer den Schemel umgestoßen hat.“

Material/Technik

Tonaufnahme

Maße

Dauer: 2:58 min

Karte
Hergestellt Hergestellt
1995
Häusler, Margitta
Samswegen
Verfasst Verfasst
1995
Arthur Etterwindt
Samswegen
Aufgenommen Aufgenommen
1995
Arthur Etterwindt
Samswegen
1994 1997
Museum Wolmirstedt

Objekt aus: Museum Wolmirstedt

Das Wolmirstedter Museum wurde 1927 gegründet und befindet sich seit 1981 in einer teilweise ausgebauten Bruchsteinscheune auf der Schlossdomäne,...

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