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Museum Wolmirstedt Plattdeutsches Sprachgut [KG_P_9]
https://st.museum-digital.de/data/san/resources/audio/201408/28164804192.mp3 (Museum Wolmirstedt RR-F)
Herkunft/Rechte: Museum Wolmirstedt (RR-F)
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Jersleben: Rückkehr nach dem Krieg

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Beschreibung

"Ja, so hier in etwa wars?!"
"So ein bisschen höher, dass man Samswegen sehen konnte."
"Was haben Sie denn zuerst gesehen Herr Etterwindt?".
"Na, die Gebäude vom Schacht, die damals noch standen. Diese Trockengebäude und die Kirche; das Hotel war ja schon abgebrannt während des Krieges, gleich 41. Es ist doch irgendwie ein beeindruckendes Ereignis, wenn man nach solchem Marsch mit soviel Ereignissen; schlimmen Ereignissen; so sein Heimatdorf sieht."
"Es war der 7. Juni 1945."
"Ja, genau 7. Juni. Als ich in Jersleben vorbeiging an der Kirche, da schlug‘s genau 5. Dann bin ich nach Samswegen, da war niemand zuhause. Meine Großmutter, meine Mutter waren in unserem Garten, haben da Kartoffeln gehackt an der Straße, so 10 Meter von der Straße weg. Da erwachte der Schelm in mir und ich dachte, jetzt lässte dich mal nicht erkennen, mal sehen was sie sagen. Da hab ich mich so über die Tür gelehnt und zugeguckt. Da dachten sie wahrscheinlich, was will man der, der kiekt und kiekt. Und nur unser schwarzer Dackel, der hat mich erkannt. Der kam dann schwänzelnd heran, sprang hoch an der Tür. Ich sagte: „Dina, mein Schöner.“ Und da haben sie gemerkt, dass ich das bin. Naja, mit 90 Pfund, abgeklappert."
"Was war den die erste Reaktion?"
"Und als wir nach Hause gingen... na erst mal wurde die Arbeit beendet... als wir nach Hause gingen, sagt sie: „Was wollen wir den essen?“ Ich sagte: „Naja mach mal ein Glas auf.“ Da hat sie ein Leberwurstglas aufgemacht – das mussten sie vorher, diese Gläser verstecken, weil die Amis drin waren in der Wohnung – da hab ich 7 Leberwurststullen gegessen, das weiß ich noch. Da würde ich heute die ganze Woche von versorgt werden können."
"Konnten Sie denn damals gleich erzählen, was Ihnen so wiederfahren war, in den letzten Kriegstagen?"
"Das weiß ich gar nicht mehr. Man muss erst wieder auftauen dann. Am anderen Tag sagt sie so: „Was wollen wir den Kochen morgen?“ Ich sagte: „Weiße Bohnen, koch doch mal weiße Bohnen.“ Hat sie gekocht, und dann saß ich auf dem Sofa, einen Teller voll gegessen und dann nach ner Weile noch einen Teller Suppe, da hat sie schon gestaunt, dass ein Mensch soviel essen kann; und „Jetzt“ sagt sie „räum ich ab und dann gehn wir noch in den Garten.“ „Halt“ sag ich „ich muss erst noch mal ein bisschen was essen.“ Noch mal einen halben Teller voll. Heute staune ich darüber; da würde ich platzen."
"Aber Sie waren 18 Jahre alt..."
"18 Jahre und ausgehungert."
"...Entbehrungen hinter sich... "
"Ja, dass kann man wirklich sagen. Das war ne schlimme Zeit, weil der Vater war doch in Gefangenschaft. Mein Cousin der kam dann rum, der war ein paar Tage eher nach Hause gekommen... naja, das ist schon erhebend, sein Heimatdorf wieder zu sehen. Das hätte ich nie gedacht, dass mir das vergönnt sein würde. Man muss ja so oft Glück haben im Leben, das ist ja unwahrscheinlich, was alles so zusammenkommen muss, damit‘s zum Guten gereicht.".

Material/Technik

Tonaufnahme

Maße

Dauer: 3:34 min

Karte
Hergestellt Hergestellt
1995
Häusler, Margitta
Samswegen
Verfasst Verfasst
1995
Arthur Etterwindt
Samswegen
Aufgenommen Aufgenommen
1995
Arthur Etterwindt
Samswegen
1994 1997
Museum Wolmirstedt

Objekt aus: Museum Wolmirstedt

Das Wolmirstedter Museum wurde 1927 gegründet und befindet sich seit 1981 in einer teilweise ausgebauten Bruchsteinscheune auf der Schlossdomäne,...

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