Die zehn Lebensalter von Mann und Frau ist eine Folge, die ausführlich die Lebensphasen der bürgerlichen Schicht im 16. Jahrhundert beschreibt. Der Zyklus wird Tobias Stimmer zugeschrieben und gehört zu den seltenen Varianten dieses Darstellungstypus, in der Verse kommentierend und interpretierend unter jedem Bild stehen. Auf je fünf Blättern zeigt Stimmer ein hundertjähriges Leben, dass mit je zwei Phasen auf jedem Bild erscheint. Alle Szenen sind architektonisch gerahmt.
Ein kleiner Junge hüpft mit Steckenpferd und Peitsche auf einen jungen Mann zu und blickt dabei zu ihm auf. Der Zwanzigjährige steht frontal zum Betrachter, stemmt den Arm in die Hüfte und hält in der anderen Hand einen Falken, der auf sein Vergnügen an der Jagd verweist. Zu seinen Füßen liegen achtlos eine Laute und Bücher. Der junge Mann ist modisch gekleidet und blickt den Betrachter selbstbewusst an. Der Verweis auf die Jagd wurde wahrscheinlich aus dem höfischen Formenkanon übernommen.
Der Titel unter der Darstellung spricht vom zwanzigsten Jahr als "Rindisch", womit auf das unbekümmerte Gemüt der Jugendlichen verwiesen wird. Die Verse darunter unterstreichen die Kindheit als Vorbereitung auf das Leben.
Das Blatt gehört zur einzigen erhaltenen Serie der weiblichen und männlichen Lebensalter, welche die Texte Fischarts vollständig überliefert hat und die koloriert ist.
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