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Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg Schuhe [V 2877 a,b D]
Damen-Schnürstiefeletten, um 1925, Paar (Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg (CC BY-NC-SA)
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Damen-Schnürstiefeletten, Paar

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Beschreibung

Stiefeletten in der Schuhwarenhandlung Hermann Nordheimer, Leipzig gekauft. Auf der inneren Schaftrandborte das Firmenlogo "H. Nordheimer" und "ORO Luxus" eingestickt. Wadenhohe Schnürstiefeletten mit engem Schaftoberteil. Schaftrand ganz leicht nach hinten abgeschrägt. Schnürverschluss über gleichfarbiger Lasche mit 18 Paaren schwarzlackierten Ösen. Schnürsenkel mit metallenen Endstücken. Fersen und Zehenkappe verstärkt. Letztere mittels Lochdekor am gesteppten Rand abgesetzt. Ein sich nach oben verjüngender Hinterriemen verdeckt bis zu ¾ die rückwärtige Naht. Innenfutter naturfarbene Baumwolle. Schnürleisten mit schwarzem Leder verstärkt. Leicht nach innen gestellter, aus Leder geschichteter Absatz. Schwarze Ledersohle mit abgerundeter Spitze. Eine Stiefelette wiegt 328 g.

Internetrecherche: Die 1888 gegründete Schuhwarenhandlung H. Nordheimer gehörte bald zu den größten und renommiertesten Leipziger Schuhhäusern. Einen Monat vor seinem 50. Gründungsjubiläum hörte das Unternehmen auf zu bestehen. Die Inhaber konnten viele geschäftliche Erfolge verbuchen, mussten aber auch ökonomische Durststrecken wie die Notzeiten des Ersten Weltkriegs, die Inflationsjahre oder die Weltwirtschaftskrise bewältigen. Ein einziger Grund kostete sie die berufliche Existenz, einige Familienmitglieder wie Millionen anderer Mitbürger sogar das Leben – sie waren Juden. Die Schriftstellerin Andrea Lorz lässt uns den Aufstieg zu einem expandierenden Unternehmen ebenso miterleben wie die Repressalien durch die Nationalsozialisten bis zum erzwungenen Ende der Firma und den Neuanfang einiger Familienmitglieder in Israel. Nordheimer, Alfred, * 1887 Schleusingen, + 1952 London, Kaufmann, Mitinhaber eines Schuhwarengeschäfts, A. Nordheimer kam am 03.01.1887 als Sohn von Hermann (1825 – 1911) und Charlotte Nordheimer, geborene Schloß (1862 – 1942), in Schleusingen zur Welt. H. Nordheimer hatte das Leipziger Schuhhaus Nordheimer 1888 gegründet und bis zu seinem Tode 1911 erfolgreich geführt. Nordheimer zog mit seinem Schuhgeschäft in die Peterstraße 48/Schlossgasse, und machte das vom Vater des später berühmten Bildhauers Max Klinger 1887/1888 errichtete Anwesen zum „Schuhwaaren-Etablissement H. Nordheimer", dem verkaufsstrategischen Anziehungspunkt seiner Firma. Nachdem er bei einem Verkehrsunfall im Jahr 1911 tödlich verunglückt war, hatte seine Frau mit den Söhnen den renommierten Schuhhandel Nordheimer in Leipzig übernommen. Unter der Rigide der Söhne Siegfried, Alfred, Hugo und Lothar Nordheimer expandierte die Firma, eröffnete Filialen in Chemnitz, Bitterfeld, Dresden und Hamburg. Im Jahr 1914 trat Alfred, wie seine Brüder Siegfried und Hugo, in den Kriegsdienst ein. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Mitglied im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Außerdem engagierte sich Nordheimer im Centralverein Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens und in der Zionistischen Vereinigung für Deutschland, Leipzig. Im Jahr 1920 heiratete er Luise Breitenpöhler, die aus der evangelisch-lutherischen Kirche austrat und zum Judentum konvertierte. Die Nordheimers hatten keine Kinder. Sie wohnten am Dittrichring 14. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, wurde das Geschäft für das Schuhhaus Nordheimer und dessen Filialen immer schwieriger. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde Nordheimer als zu diesem Zeitpunkt alleiniger Inhaber der Firma (Hugo war 1935 verstorben) verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Die Freilassung erfolgte unter der Bedingung, dass er sich sofort um eine Auswanderung zu bemühen habe. Außerdem erhielten die Nordheimers die Auflage, das Geschäft zu liquidieren. Im Frühjahr 1939 stellte Nordheimer den Antrag, die Firma aus dem Handelsregister löschen zu lassen. Am 15.08.1939 emigrierte das Ehepaar nach London. Alfred Nordheimer starb am 17.09.1952 an einer Lungenentzündung.

Material/Technik

Leder, Baumwolle / rahmengenäht

Maße

Länge 25,5 cm, Absatz 5 cm

Karte
Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

Objekt aus: Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg

Im Juni 1874 wurde in der Stadt Weißenfels der Verein für Natur- und Altertumskunde durch Honoratioren der Stadt gegründet. Nachdem anfangs fast...

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