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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Grafiksammlung [Ca 9941]
Krankenbesuch bei Amor zu Gedicht Gleims, Rötelzeichnung mit Quadrierung zur Vorbereitung der Radierung (Gleimhaus Halberstadt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Gleimhaus Halberstadt (CC BY-NC-SA)
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Der kranke Amor

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Beschreibung

Der Berliner Bernhard Rode war bei der Auswahl seiner Stoffe ausgesprochen vielseitig. Auch mit den Themen der anakreontischen Lyrik beschäftigte er sich eingehend, sowohl in seiner Malerei als auch in den Radierungen, die er nach seinen Gemälden schuf. Rode könnte der Anakreontiker unter den Malern genannt werden, der Maleranakreontiker oder der scherzhafte Malerradierer.
Der Radierung „Der kranke Amor“ liegt ein Gemälde zugrunde, das Rode im Auftrag des renommierten Berliner Arztes und Medizinalia-Sammlers Johann Karl Wilhelm Möhsen geschaffen hatte. Das Gemälde wiederum hatte ein Gedicht Gleims zur Grundlage, das offenbar Möhsen handschriftlich vorlag und im Verzeichnis seiner Sammlung veröffentlicht wurde.
Das Motiv gewinnt eine Note von Humor aus der Ohnmacht des sonstigen Willkürherrschers. Wie etwa auch in „Amor als Diener“ nach einem Gedicht von Johann Nikolaus Götz befindet sich der „kranke Amor“ in der unterlegenen Position. Doch nicht er ist im Übrigen der Akteur dieser Szene, er ist vielmehr im doppelten Sinne der Patient. Seine Krankheit muss von Äskulap kuriert werden, doch die Mutter hat kein Geld zur Verfügung. Der Arzt, der auch nur ein Mann ist, bietet ihr an, mit dem ewigen Kapital der Schönheit zu bezahlen, dem Körper, man mag dies nun scherzhaft finden oder nicht.
Die vorliegende Rötelzeichnung ist quadriert; offenkundig diente sie zur Übertragung in die Radierung.

GLEIM
Der kranke Amor
Auch Götter ärgern sich. Von eines Ärgers Glut,
Wird Amor selbst einmal entbrant,
Und schwarze Galle kocht sein rosinfarbenes Blut,
Und sein Gesicht ist braun und schwach ist sein Verstand,
O Himmel, Himmel, seufzt die arme Venus schon,
Auch ich verliehre meinen Sohn!

Mit schnellen Schritten komt der Doctor Äskulap,
Und stehet vor des Knaben Bette,
Begreifet seinen Puls, spricht ihm das Leben ab,
Begreift ihn noch einmal, besint sich, spricht, ich rette
Den kleinen allerliebsten Sohn,
Und mehr als einen Kuß verlang ich nicht zum Lohn,
Es ist ein kleines Gallenfieber,
In einem Tag ist es vorüber.

Ein Kriebelköpfgen ist der kleine liebe Sohn,
Nicht selten läuft die Gall‘ ihm über;
Allein er stirbt doch nicht davon,
Vielmehr verdünt sie ihm den dick gewordnen Saft,
Macht seinen Körper rein, und giebt ihm neue Kraft.
Bedächtig sprach also der Götter Medicus,
Der Knabe ward gesund, und Venus gab den Kuß!
Die Götter spotteten, da sie den Kuß ihm gab.
Mit Dank nahm er ihn an und bat um einen noch,
Und lachend wie ein Schalk, rief Amor: Sehet doch!
Die Mutter küßt den Äskulap.

Mein **** sage mirs, was wilst du lieber mahlen,
Wie ernsthaft Äskulap beym kranken Amor ist?
Wie? Oder wie ihn Venus küßt?
Mit einem Kuße soll Belinde dich bezahlen.“
(Nach: Johann Karl Wilhelm Möhsen: Verzeichnis einer Samlung von Bildnissen, gröstentheils berühmter Ärzte […]. Berlin 1771, S. 175 und 239 ff.)

Material/Technik

Rötelzeichnung

Maße

27,3 x 20,6 cm

Literatur

  • Büttner, Frank (1986): Kunst im Dienste der Aufklärung : Radierungen von Bernhard Rode 1725-1797 mit einem Gesamtverzeichnis aller Radierungen des Künstlers im Besitz der Graphischen Sammlung der Kunsthalle zu Kiel. Kiel, vgl. Nr. AB 3092
  • Nagler, Georg Kaspar (1835-1852): Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc. München, vgl. Bd. 13, Nr. 272
GLEIMHAUS  Museum der deutschen Aufklärung

Objekt aus: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung

Das Gleimhaus ist eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann...

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