Der Betrachter befindet sich auf der Piazza San Marco direkt an der Mola und blickt nach Südwesten die Riva degli Schiavoni entlang. Der venezianische Begriff "Schiavoni" (dt. Slawen) verweist auf die vor allem aus Dalmatien eingewanderten Slawen, die auf diesem Kai regen Handel getrieben haben. Einige provisorische aus Stangen und Tüchern errichtete Marktstände sind auch auf dem Stich zu sehen. Bei dem großen Gebäude im Vordergrund handelt es sich um die im 15. Jahrhundert gegründete Biblioteca Nazionale Marciana - die einzige Institution aus republikanischen Zeiten, die heute noch existiert. Sie zählt zu den größten Nationalbibliotheken Italiens und beherbergt eine umfangreiche Sammlung von lateinischen, griechischen und orientalischen Autographen. Ihren heutigen Standort erhielt sie 1553. Vor der Biblioteca befindet sich die Colonna di San Todaro - eine von zwei aus dem Orient stammenden Säulen-Spolien, die vom Wasser aus betrachtet das Eingangstor in die Stadt und das venezianische Herrscherzentrum bilden. Die Säule trägt eine Skulptur des Heiligen Theodorus, vor dessen Füßen ein getöteter Drache liegt. Neben dem Heiligen Markus ist auch der Heilige Theodorus Stadtheiliger Venedigs. Das langgestreckte dritte Gebäude am Ende der Häuserzeile, die Granai di Terra Nova, existiert heute nicht mehr. Hier wurden 1806 unter Napoleon die Giardini Reali angelegt. Im Hintergrund öffnet sich der Blick auf die beiden Kuppeln der Basilica di Santa Maria della Salute. An dieser Stelle verengt sich die Lagune zum Canal Grande, der Venedig S-Förmig durchfließt.
Signatur: [keine]
Beschriftung: Prospectus a Columna S. Theodori ad ingressum Magni Canalis. | 12.
Quelle: Teil von: Urbis Venetiarum Prospectus Celebrioris, ex Antonii Canal Tabulis XXXVIII aere expressis ab Antonio Visentini in partes tres distributi. Pars secunda. Venetis Apud Joamem Baptismam Pasquali MDCCLI.
de