Porträt von Siegmund Jakob Baumgarten. Auf diesem Blatt ist der deutsche Theologe als sitzende Halbfigur nach rechts gewandt dargestellt. Den Kopf hat er nach links gedreht, um den Betrachter wohlwollend zu mustern. Er trägt eine kurze Perücke, dazu ein dunkles, teilweise aufgeknöpftes Ornat mit Beffchen um den Hals und einem Umhang über den Schultern. Er sitzt auf einem kunstvollen Sessel ohne Lehne an einem Tisch, auf dem verschiedene, beschriebene Papiere liegen, dazu ein Tintenfass mit Feder, eine zweite liegt neben den Schriftstücken. Mit dem Mittelfinger seiner rechten Hand tippt Baumgarten auf das Papier vor ihm, während seine linke Hand zu einem Gestus erhoben ist. Hinter ihm erscheint von links ein Vorhang, der den Blick auf ein Bücherregal rechts freigibt. Das Bildnis ist rechteckig gefasst, der Rahmen ist mit Akanthusblattverzierungen versehen. Unter dem Bildnis erscheint eine verzierte Kartusche mit dem Namen des Dargestellten, seinen Tätigkeiten und seinem Geburtsdatum mit -ort. Im oberen Abschluss der Kartusche ist außerdem ein kleines Wappen eingelassen. Zu dem Blatt gibt es zusätzlich drei Doppelseiten Text.
Siegmund Jakob Baumgarten besuchte ab 1722 das Pädagogium des hallischen Waisenhauses in Halle. Zwei Jahre später nahm er an der dortigen Universität ein Studium, zunächst der morgenländischen Sprachen, auf und kam bei dem Sohn August Hermann Franckes, Gotthilf August Francke (BS-III 712), unter. Er wurde dann schon 1725 Lehrer am Waisenhaus und im nächsten Jahr Inspektor an der Lateinschule. Ab 1728 nahm er eine Predigerstelle in der Marktkirche in Halle an. 1731 schloss er seinen Magister ab und gab Vorlesungen, drei Jahre später wurde er ordentlicher Professor für Theologie. Außerdem beteiligte er sich an organisatorischen Aufgaben der Universität und wurde 1748/49 mit der Stelle des Prorektors belohnt.
Johann Jakob Haid (1704-1767) hat das Blatt als Schabkunst ausgeführt. Sein Augsburger Kollege, Maler und Verleger Gabriel Spitzel (1697-1760), hatte einst einen Kupferstich des Dargestellten geschaffen, den sich Haid zu Nutzen machte. Er veröffentlichte das Blatt in Jakob Bruckers Publikation: "Bilder-sal heutiges Tages lebender, und durch Gelahrheit berühmter Schrifft-steller (...)" (Augsburg 1746). 1741 hatte Haid bereits ein Bildnis vom in Halle tätigen Professor der Medizin, Friedrich Hoffmann, eingereicht, auf dem witzigerweise dasselbe Bücherregal im Hintergrund, wie im vorliegenden Blatt zu sehen ist, ebenfalls halb hinter einem Vorhang verborgen. Weitere Exemplare des Blattes befinden sich im British Museum in London, im Gleimhaus in Halberstadt, im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg sowie in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.
Signatur: Gabr. Spizel pinx. Io. Iac. Haid sc. et exc. Aug. Vind. Dec. V.
Beschriftung: SIGISM. IACOB. BAUMGARTEN S. Theol. D. et Prof. Ord. in Acad. Halensi, Seminarii Theolog. Director et Alumn. Reg. Ephorus, nat. d. 14. Mart. 1706. Wolmirstad in Ducatu Magdeb.
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