Die Auffassung vom Gesamtkunstwerk Mensch und seinen mit aller Konsequenz inszenierten Lebensäußerungen verschaffte nicht nur der Fußbekleidung des Erwachsenen im Barock und Rokoko die nötige modische Aufmerksamkeit, sie schloss das Kind mit ein. Das in der Weißenfelser Sammlung aufbewahrte Kinderschuhpaar belegt dieses durch zeitmodische Form, Schnittperfektion und Materialfeinheit. Der Laschenschuh mit Verschlussbändern über dem Rist läuft in eine hochgebogene Schnabelspitze aus. Zeittypisch ist auch die weiße Lederpaspel zwischen Schaft und hochmodisch am Ballen gewölbter Sohle. Schaft und Absatz sind einheitlich mit Seidentaft überzogen. Von der Schuhspitze aus steigt eine Doppelranke in genormt barockem Schwung hoch. Sie wird von einer Kelchblüte "gekrönt". Silbernes Rankenwerk rahmt außerdem die Schnittnähte des Schaftes sowie die Abschlusskante der Ristlasche. Am Ansatz der rund geschnittenen Ristlasche finden sich Reste einer blauseidenen Bindelasche. Erhaltungszustand: Seide ausgebleicht, geschlissen, Edelmetall korrodiert.
Barocke Kinderschuhe, 1720 - 1730; Zugangsdatum 12/99
Beschreibung
Material/Technik
Obermaterial: champagnerfarbener, ehemals gelber Seidentaft; bestickt (Sprengarbeit; Silberlahn über Pappe); Innenfutter: hellgrauer Seidentaft; Laufsohle: braunes Leder; seidenbezogener Holzabsatz; gewendet genäht.
Maße
L 13,0 cm, B 4,6 cm, H 9,0 cm, Absatz 3,4 cm
Inventarnummer
[V 22 a.b.D]
Gehört zu
Literatur
- Autorenkollektiv (2007): Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster. Petersberg
- Sedler, Irmgard (2019): Noblesse & Raffinement. Tübingen, Berlin
[Stand der Information: ]
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