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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Homo erectus von Bilzingsleben, Lkr. Sömmerda (ca. 320.000 Jahre vor heute)

Homo erectus von Bilzingsleben, Lkr. Sömmerda (ca. 320.000 Jahre vor heute)

Über die Sammlung

Bilzingsleben ist einer der weltweit wichtigsten Fundplätze der frühen Menschheitsgeschichte. In ganz Europa stieß man nur an sechs weiteren Orten auf die Überreste des Homo erectus. Aber nur hier geben Befunde und Sachzeugen eine derartige Fülle von Einzelheiten preis, die uns erstaunlich genaue Einblicke in das Leben und Verhalten dieser archaischen Menschenform ermöglichen. Vor etwa 370.000 Jahren schlug eine kleine Gruppe früher Urmenschen ein dauerhaftes Basislager am Hochufer eines Sees auf. Sie hinterließ zahlreiche Werkzeuge und Geräte, Speiseabfälle und Beutereste. In dem mit Bedacht ausgewählten Lagerplatz gab es Wohn-, Arbeits- und Aktivitätszonen. Die Reste von Feuerstellen und Rundhütten sowie die Strukturierung der Lagerfläche sind markante Indizien für das entwickelte Kulturniveau jener Menschen. Am eindrucksvollsten sind jedoch die Skelettreste vom Homo erectus selbst, durch die wir unserem Vorfahren direkt begegnen.

Die Schädelfragmente und Zähne (19 Stück) von Bilzingsleben sind die zweitältesten menschlichen Überreste Deutschlands. Sie stammen von drei Individuen. Das flach gestreckte Schädeldach, der über der Nase nicht unterbrochene Überaugenwulst und der ausgeprägte Hinterhauptwulst sind eindeutige Merkmale des Homo erectus, der ältesten Menschenform in Europa, dem Vorgänger des Neandertalers. Knochen des restlichen Skeletts wurden bislang nicht entdeckt.

Homo erectus hat die längste Entwicklungszeit der menschlichen Evolution durchlaufen. Erstmalig ist er vor nahezu 2 Millionen Jahren in Afrika faßbar. Bis zu seinem Verschwinden vor etwa 250.000 Jahren war er auch in Europa und Asien verbreitet. Homo erectus bedeutet "der aufgerichtete Mensch" und meint, daß diese Urmenschenart den aufrechten Gang bereits ausschließlich zur Fortbewegung praktizierte. Sein Gehirn vergrößerte sich von etwa 900 ccm auf 1100 ccm. Zum Gehirnvolumen des heutigen Menschen von durchschnittlich 1400 ccm fehlt also nur wenig.

© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Ältere Altsteinzeit/Altpaläolithikum (bis 250.000 vor heute) [26]

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