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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Glockenbecher-Kultur (ca. 2.500-2.050 v. Chr.)

Glockenbecher-Kultur (ca. 2.500-2.050 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die in fast ganz Europa inselartig verbreitete Glockenbecher-Kultur scheint keine ethnisch gebundene Zivilisation gewesen zu sein. Offenbar sind hier clanartige Gemeinschaften unterschiedlich kultureller Herkunft fassbar, die gemeinsame Ideen verbanden. Der Ursprung dieses Phänomens lag wohl in Westeuropa. Die Glockenbecherleute genossen vor allem aufgrund ihrer metallurgischen Kenntnisse - speziell der Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer und Gold - den Respekt der örtlichen Gesellschaften, mit denen sie häufig in enger Nachbarschaft lebten. Vielerorts passten sie sich dem örtlichen Brauchtum an. Gegenüber den benachbarten Schnurkeramikern manifestierte man jedoch durch Riten und Sachgüter Eigenständigkeit. Aber auch hier herrschte gedeihliches Nebeneinander; man profitierte vom Austausch. Denn trotz überlegenen technologischen Wissens und einer darauf abgestimmten Lebensführung reichte es für die »Frühmetaller« nicht zur wirtschaftlichen Selbständigkeit. Erforderte die Erzgewinnung eine gewisse Mobilität für Teile der Gemeinschaft, so waren doch die Gruppen langfristig sesshaft, um auch Getreide anzubauen und Vieh, vor allem Schweine, zu halten.<br>
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Bestattungssitte<br>
Die Toten wurden einzeln in Seitenlage mit stark angewinkelten Armen und Beinen beigesetzt.<br>
Ihre Ausrichtung folgte einer Nord-Süd-Achse, jedoch unter Wahrung einer geschlechtsspezifisch entgegengesetzten Positionierung: Frauen lagen auf der rechten Körperseite mit dem Kopf im Süden, Männer waren auf die linke Körperseite mit dem Kopf nach Norden gebettet. Beide Geschlechter blickten somit nach Osten. Die Niederlegung erfolgte in Erdgruben, darunter etliche mit Einbauten und/oder Überdeckung aus Holz oder Steinplatten. Manche Gräber versah man mit einem niedrigen Hügel. Im westlichen Europa wählte man mitunter Hügel von Großsteingräbern älterer Kulturen oder auch das Umfeld von Menhiren als Bestattungsplatz. Die Toten erhielten nur wenig Hausrat und Gerät für das Jenseits; vielfach beschränkte man sich auf einen Becher. Die Beigabe einiger Bernstein-/Knochenperlen oder einzelner Stein- oder Kupferwerkzeuge hat schon als üppig zu gelten.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Siedlungsareale sind fast ausschließlich über Scherbenkonzentrationen im Gelände nachgewiesen.<br>
Die Wahl des Wohnplatzes entschied sich offenbar nicht an hochwertigen Bodenqualitäten.<br>
Nicht selten ließ man sich in Siedlungsnähe anderer Kulturgruppen nieder. Hinweise zur Hausstruktur sind äußerst spärlich. In Mitteldeutschland haben sich nur unzureichende Gebäudespuren erhalten. Die Architektur dürfte demnach zumeist nicht auf tief gegründeten Pfostensetzungen beruht haben. Die auf den britischen Inseln, in Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz entdeckten Hausgrundrisse geben bis zu 5 m x 6,5 m kleine Wohngebäude mit einem Mittelpfosten als Dachstütze zu erkennen. Aus Spanien ist eine mit Mauern und Türmen umwehrte Höhensiedlung bekannt.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Späte Jungsteinzeit/Spätneolithikum (2.700-2.200 v. Chr.) [41]

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