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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Schnurkeramik-Kultur (ca. 2.800-2.050 v. Chr.)

Schnurkeramik-Kultur (ca. 2.800-2.050 v. Chr.)

Über die Sammlung

In nicht zusammenhängenden Siedlungskammern erstreckte sich der Kulturhorizont der Schnurkeramik-Kultur von Zentralrussland, Ost- und Mitteleuropa bis in die Schweiz. In diesem gewaltigen Raum erfolgte ein Kulturtransfer innerhalb von nur etwa 50 Jahren. Pferde erhöhten hierbei nun die Mobilität innerhalb der Kontaktnetze. Den separaten Regionalgruppen waren verwandte Keramikzier, Bestattungssitten und Axtformen gemeinsam. Über den Ursprung dieser Großkultur ist man sich uneinig. Mancherseits wird ihre Herkunft in Nordosteuropa vermutet, von wo Kulturelemente durch Einwanderung oder Ideenaustausch in die anderen Regionen getragen wurden. Einiges spricht aber dafür, dass verschiedene Regionalgruppen gemeinsame Ideen und Merkmale aufgrund sich wandelnder Sozialstrukturen ausgeprägt und sich zu diesem Kulturhorizont formiert haben, jedoch ohne Aufgabe ihrer Eigenständigkeit. Ein Kerngebiet jener Entwicklung scheint Mitteldeutschland gewesen sein.<br>
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Bestattungssitte<br>
In Mitteldeutschland ist die Schnurkeramik-Kultur fast nur über die zahlreichen Gräberfelder fassbar. Üblich war die Einzelbestattung, zumeist in Körpergräbern. Selten erfolgten Doppel- und Gruppenbeisetzungen. Vereinzelte Brandgräber waren wohl Folge fremder Einflüsse. Etliche der rechteckigen, mitunter trapezförmigen Grabgruben wurden mit Steinplatten abgedeckt; andere als Stein- bzw. Holzkiste gestaltet oder mit Lehmverstrich oder Mauerwerk ausgekleidet. Für die oberen Sozialschichten wurden zusätzlich bis zu zwei Meter hohe Grabhügel angelegt, bisweilen mit Steinumgrenzung oder Kreisgraben. Zumeist versah man die Toten mit ihrem persönlichen Trinkgeschirr, viele männliche Individuen erhielten auch eine Axt. Die Verstorbenen wurden in Hockhaltung niedergelegt. Markant ist die dabei unterschiedliche Ausrichtung von Mann und Frau. Männer lagen mit dem Kopf im Westen, mit Blick nach Süden. Frauen waren mit dem Kopf nach Osten positioniert, ebenfalls mit Blickrichtung Süden. Nur ganz vereinzelt wich man von dieser Regel ab. Der geschlechtsunterscheidende Bestattungsbrauch reflektiert vielleicht auch gesellschaftliche Vorstellungen.<br>
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Hausbau/Siedlungswesen<br>
Die Menschen suchten nun auch trockenere Hochflächen und hügeliges Gelände auf, vergleichbar einer Binnenlandnahme von zuvor unbesiedelten Gebieten. Vermutlich betrieben sie vorwiegend eine eher mobile Tierhaltung, weshalb auch auf hochwertige Ackerböden verzichtet werden konnte. Doch zweifelsohne wurden nebenher auch Pflanzen angebaut, was die Sesshaftigkeit zumindest über eine Ackerbausaison bedingte. In Mitteldeutschland geben vor allem Siedlungsabfall, längliche Gruben, einzelne Pfostenspuren und Brunnenruinen einstige Wohnstätten zu erkennen. Siedlungs- oder Hauskonturen sind bislang kaum erforscht. Nachgewiesen sind Pfahlspuren eines Langhauses mit trapezförmigem Grundriss. Das Konstruktionsprinzip mit tief gegründeten Pfostensetzungen scheint in der Hausbautradition vorangegangener Kulturen zu stehen.<br>
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt - Landesmuseum für Vorgeschichte; Grafik: Karol Schauer

Diese Sammlung ist Teil von

Späte Jungsteinzeit/Spätneolithikum (2.700-2.200 v. Chr.) [41]

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