museum-digitalsachsen-anhalt
STRG + Y
de
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Hausurnenkultur (ca. 750-525/450 v. Chr.)

Hausurnenkultur (ca. 750-525/450 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die Hausurnenkultur war ein Gemeinschaftsverband der frühen Eisenzeit. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich vom Braunschweiger Land über das Nordharzgebiet bis zur Elbe-Mulde-Region. Sie verdankt ihren Namen entsprechend gestalteten Leichenbrandgefäßen, die allerdings nur einer kleinen Gesellschaftsschicht vorbehalten blieben. Die Idee zu dieser Formgebung gelangte von Skandinavien über Nord- nach Mitteldeutschland, wo sie bereits am Ende der Bronzezeit in der vorangegangenen Saalemündungsgruppe aufschimmert. Alternativ nutzte man ebenso exklusiv auch Gesichtsurnen. Die Menge an Metallgütern – Schmuck, Geräte und Barren – in einigen vergrabenen Materialdepots zeigt die Wirtschaftskraft der Hausurnenkultur.

Bestattung
Der Totenritus sah die Brandbestattung vor. Der Leichenbrand wurde sorgfältig aus der Scheiterhaufenasche ausgelesen und in die Urne gefüllt. Wenige, besondere Individuen setzte man in hausförmigen Gefäßen bei, mitunter auch in Bienenkorb- und Gesichtsurnen. Zwei Hauptmerkmale definieren die hiesigen Hausurnen: 1. eine verschließbare Türöffnung und 2. die Ausformung eines Daches. Runde Gefäße sind mit Kuppel- oder Kegeldächern versehen, ovale und rechteckige Urnen hingegen mit einem Walmdach. Vereinzelt zeigen Applikationen und Bemalung weitere architektonische Details. Diese Keramiken sind hierzulande die einzigen Bildnisse urgeschichtlicher Gebäude. Die breite Bevölkerung wurde dagegen in schmucklosen, mit Deckeln oder Schalen verschlossenen Kegelhalsgefäßen bestattet.
Beigaben blieben generell spärlich; gelegentlich eine Tasse oder eine Amphore. Frauen erhielten noch ein wenig Ring- und Nadelschmuck. Die Ausstattung der Männer beschränkte sich auf eine Gewandnadel und selten ein eisernes Rasiermesser. Der Grabbau war uneinheitlich und unabhängig von der Urnenform. Neben bloßen Erdgruben gab es Gräber mit variantenreicher Steinarchitektur, zum Beispiel Bodenpflaster, rechteckige Feldsteinsetzungen und Steinplattenkisten.

Charakteristische Objekte
Die Frauentracht umfasste bronzene Armringe aus Draht, Armbänder aus Blech, Ziernadeln, selten Ohr- und Fingerringe und Glasperlen. Für die Männertracht sind nur einzeln getragene Gewandnadeln belegt.

Hausbau / Siedlungswesen
Die Hausurnen sind hierzulande die ersten vorgeschichtlichen Plastiken von Wohn- und Speicherbauten. Im Gegensatz zu den üblichen Pfostenspuren im Boden öffnen diese dreidimensionalen Bildwerke einen direkten Blick auf eine facettenreiche Architektur. Sie liefern detaillierte Hinweise zu Hausformen, Gebäudeproportionen und Dachkonstruktionen. So bestätigen sie auch die Existenz von Rundhäusern/-hütten, wie etwa bienenkorbförmige Bauten bzw. Speicher, von denen sich nur ovale Grundrisse erhalten haben. Deren Grundfläche lässt sich auf 90–170 m² berechnen. Sechs Pfeiler trugen das Gebälk für ein Walmdach.

© LDA; Hochhalsgefäß mit Kuppel- bzw. Kappendeckel. Leichenbrandurne. Hohenthurm, Saalekreis; ca. 750–675 v. Chr. Foto: Juraj Lipták (München)

Diese Sammlung ist Teil von

Ältere vorrömische Eisenzeit (750–480 v. Chr.) [5]

[Stand der Information: ]