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Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Billendorfer Kultur (ca. 750-450 v. Chr.)

Billendorfer Kultur (ca. 750-450 v. Chr.)

Über die Sammlung

Die nach einem Gräberfeld in Niederschlesien (Polen) benannte früheisenzeitliche Kultur stand in direkter Nachfolge der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur. In ihrem Verbreitungsraum zwischen mittlerer Elbe und Oder gliederte sie sich in vier Gruppen. Anders als die östlichen Gebiete war die Elbe-Region nur dünn besiedelt. Da sich die Handelswege offenbar an Oder und Neiße verlagerten, konnte die hiesige Elbe-Gruppe nicht mehr am Fernhandel teilhaben. Bronze wurde rar, d. h. wenig Frauenschmuck, Beschränkung der Männerausrüstung auf vereinzelte Pfeilspitzen und Rasiermesser. Die fehlenden Metallwerkzeuge wurden durch knöcherne Exemplare ersetzt. Das Gefäßrepertoire umfasste Vasen, Amphoren, Krüge und Schalen mit Bodenwölbung. Andere geläufige Keramiken der Billendorfer Kultur wie Doppel- und bemalte Gefäße sowie Ofenmodelle waren hier selten oder fehlten überhaupt.

Bestattung
Üblicherweise legte man Flachgräber an. Nachbestattungen in Grabhügeln älterer Kulturen waren absolute Ausnahmen. Neue Hügelgräber wurden jedoch nicht errichtet. Es gab sowohl üppige Gefäßbeigaben als auch nur die einzelne Urne mit Deckel- und Unterschale. Die Rechteckkammern mit gruppenweise arrangierten Geschirrsätzen, wie sie etwa im Spree-Gebiet vorkommen, waren im Elberaum offenbar unbekannt. Die hiesigen Gräber mit zahlreichen Gefäßen sind Mehrfachbestattungen, die auf Familienbegräbnisse hindeuten.
Weitere typische Grabbräuche der Billendorfer Kultur sind für die Elbe-Gruppe noch nicht nachgewiesen; wie
etwa die Umhüllung der Urne mit Gewändern und Schmuck. Dies gilt auch für die »anatomische« Leichenbrandschichtung, bei der die Urne unten mit den Fußknochen und zuletzt mit Schädelstücken befüllt wurde.
In Sachsen-Anhalt sind bislang nur kleine Grabgruppen dörflicher Gemeinschaften nachgewiesen, die keine Bestattungstradition über viele Jahrhunderte hatten.

Hausbau / Siedlungswesen
Bislang sind nur Wallburgen untersucht. Als soziale, wirtschaftliche und religiöse Zentren standen diese Wehranlagen an der Spitze der regionalen Siedlungshierarchie. Ihr Innenareal war mit kleinen Pfostenhäusern dicht bebaut. Die dazu gehörenden unbefestigten Ortschaften im Umland sind hingegen noch unerforscht.
Die Befestigungen bestanden aus hölzernen Doppelpalisaden oder Kastenwänden, die mit Erde und Steinen
verfüllt waren. Reste dieser Wälle heben sich heute noch deutlich im Gelände ab, wie etwa bei Jessen-Gerbisbach, Ldkr. Wittenberg.

© LDA; Amphore. Leichenbrandurne. Bergwitz, Ldkr. Wittenberg; ca. 750–675 v. Chr. Foto: Juraj Lipták (München)

Diese Sammlung ist Teil von

Ältere vorrömische Eisenzeit (750–480 v. Chr.) [5]

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