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Regionalgeschichtliche Sammlungen der Lutherstadt Eisleben Keramik / Tellersammlung Kerßenbrock

Keramik / Tellersammlung Kerßenbrock

Über die Sammlung

Anlässlich des Lutherjubiläums 1983 wurde der Lutherstadt Eisleben für ihre Regionalgeschichtliche Sammlung eine äußerst wertvolle Schenkung überreicht. Dabei handelte es sich um 112 Teller der berühmten Berliner Porzellanmanufaktur KPM. Die Tellersammlung wurde von einem ehemaligen katholischen Pfarrer in Eisleben übergeben, der namentlich nicht genannt werden wollte. Seither bildet diese sog. Tellersammlung einen wichtigen Sammlungsbestand des kulturhistorischen Teiles der regionalen Exponate.
Viele Besonderheiten zeichnen diese Exponate aus: Zunächst die Entstehungsgeschichte der Teller, die besonders eng mit der Verwaltungsgeschichte des Landes Sachsen-Anhalt verbunden ist.
Im Ergebnis des antinapoleonischen Unabhängigkeitskrieges kam der nördliche Teil des Königreiches Sachsen an Preußen. Danach trat der aus der preußischen Provinz Sachsen und dem Herzogtum Anhalt bestehende Zwei-Territorien-Komplex ins Leben, welcher bis 1944 nahezu unverändert blieb und heute bis auf wenige Ausnahmen dem Land Sachsen-Anhalt entspricht. Wesentlicher Teil davon wurden die beiden noch heute sehr populären beiden Mansfelder Kreise, der Seekreis und der Gebirgskreis.
Im Seekreis folgte auf Friedrich Ernst Wilhelm von Kerßenbrock (1816 - 1827) als Landrat dessen Sohn Berhard Simon von Kerßenbrock. Er war bis 1871 im Amt - eine heute unvorstellbare lange Amtszeit. Anlässlich seines 25jährigen Dienstjubiläums erhielt er eine mehr als 132 Teile umfassende Sammlung von Tellern. Da bis 1871 die Landräte ihre Geschäfte von ihrem Wohnsitz aus tätigten, fanden die Teller ihren Platz im Schloss Helmsdorf.
Das Vorlagenalbum für die Teller hat sich ebenfalls erhalten und ist heute im Besitz des Kreisarchives Mansfeld-Südharz. Darin sind nicht nur die Motive für die Herstellung der Teller enthalten, sondern auch die Liste der übergebenden Personen, darunter auch die Unterschrift des ersten Direktors der Eisleber Bergschule, Bergrat Carl Friedrich Ludwig Plümicke.
Hergestellt wurden diese Teller in der Königlich preußischen Porzellan-Manufaktur (KPM). Die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin steht für einzigartiges Porzellan und stilprägendes Design auf höchstem Niveau. Bis heute wird am historischen Standort das über Generationen gewachsene Handwerk einer kreativen Manufaktur gepflegt, der der legendäre Preußenkönig Friedrich der Große im Jahr 1763 Namen und Zeichen gab: Das königsblaue Zepter ist Anspruch und Qualitätssiegel eines jeden Meisterstücks Berliner Porzellankultur.
Hinzu kommt, dass die Porzellanerde, die in der bekannten Berliner Porzellanmanufaktur verarbeitet wurde, aus dem Mansfelder Gebiet stammt und in Salzmünde gewonnen wurde.
Die Teller zeigen im Spiegel fast alle Orte, aber auch Hütten, Mühlen und viele Einzelgehöfte des Mansfelder Seekreises in hoher künstlerischer Qualität. Damit sind sie ein ein einmaliges kulturhistorisches Zeugnis einer Region im 19. Jahrhundert.
Leider wurden von den im Vorlagealbum erwähnten 132 Teller nur 112 Teller übergeben. 90 davon haben im Spiegel die erwähnten Motive, 12 Teller sind nur am Tellerrand verziert, zeigen das Kerßenbrocksche Wappen und weisen zahlreiche Gebrauchsspuren auf, so dass es wohl bei Festlichkeiten auch genutzt wurden.
Die Tellersammlung wurde im August 2009 entsprechend des Denkmalschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt unter Schutz gestellt.

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