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Kreismuseum Jerichower Land, Genthin Ellen, Schneiderellen, Brautellen

Ellen, Schneiderellen, Brautellen

Über die Sammlung

Die Elle ist ein traditionelles Handwerkzeug des Webers, Tuchmachers oder Schneiders zum Abmessen von Stoffbahnen. Ursprünglich leiten sich die Maßeinheiten von Körpermaßen ab, so wie die Elle von der Länge des Unterarms. In den deutschen Gebieten ist das Ellen-Maß zeitlich und regional sehr unterschiedlich und schwankt zwischen 55 und 85 cm. Es wurde sogar zwischen Tuch-Elle und Leinen-Elle unterschieden (siehe die eisernen Maße am Stephansdom in Wien). In Preußen verwendete man im 18. Jh. das neukulmische Maß (1 Elle entspricht 58,52 cm), für die Königlichen Domänen wurde bereits 1755 das Magdeburgische Maß (1 Elle entspricht 66,77 cm) eingeführt, das ab 1793 in ganz Preußen galt. 1816 wurde im Königreich Preußen ein neues Maß- und Gewichtssystem eingeführt, nachdem die Elle 66,69 cm betrug und in Fuß und Zoll unterteilt wurde.
1 Elle entspricht danach 2 Fuß oder 25 ½ Zoll.
Die Elle als verbindliche Maßeinheit wurde 1872 infolge der Vereinheitlichung der Maßsysteme im Deutschen Kaiserreich vom metrischen System, das seit 1799 bereits in Frankreich galt, abgelöst.
Im Elbe-Havel-Gebiet ist wohl im 18. und 19. Jh. meist das Magdeburger Maß verwendet worden. Es können aber auch Zerbster (Anhaltische) oder Braunschweigische Maße benutzt worden sein. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch Ellen mit zwei Skalen, dem Ellen- und dem metrischen Maß, verwendet.
Das Museum besitzt eine Sammlung von 42 Stück Ellen.
In ihrer äußeren Form sind alle im Querschnitt rechteckig und werden zur Spitze hin schmaler. In einigen Fällen ist der Griff abgesetzt oder separat gedrechselt.
Sie unterscheiden sich in ihrer Herstellungsart.
Eine Gruppe scheint handwerklich sehr professionell gearbeitet (Tischlerarbeit). Diese Ellen sind kunstvoll aus verschiedenfarbigen Hölzern zusammengesetzt, die Griffe sind gedrechselt und die Skalierung ist durch Intarsien markiert, gelegentlich auch unter Verwendung von Bein oder Metall. Möglicherweise handelt es sich dabei um Gesellenstücke.
Eine andere große Gruppe sind Schnitzarbeiten aus einem gewachsenen Stück Holz. Aufwändige Schnitzereien und eingekerbte Inschriften lassen an Brautgeschenke oder Laien-(Schäfer?)kunst denken.
Eine dritte Gruppe ist schmucklos, rein für den praktischen Gebrauch gestaltet.
Auch wenn der Begriff Schneider-Elle geläufig ist, ist der Gebrauch der Ellen nicht auf die Schneiderwerkstatt beschränkt. Ihre Nutzung war sowohl im Handel, im Handwerk (Tuch- und Leinenweberei, Schneiderei) als auch in der bäuerlichen Wirtschaft (Weben für die Selbstversorgung) möglich.
Die Ellen des 19. Jahrhunderts haben in mehreren Fällen zwei verschiedene Skalen, verschiedene Ellenmaße oder mit dem alten Ellenmaß und der 1872 eingeführten metrischen Teilung.

Diese Sammlung ist Teil von

Handwerk, Gewerbe, Industrie [199]

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