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GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Gesicht und Lebensweg

Gesicht und Lebensweg

Thomas Peters (Jg. 1964) hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen von besonderer Integrität, ausgeprägter Gestaltungskraft und gesellschaftlicher Wirksamkeit fotografisch zu porträtieren – Menschen, die der Trägheit und dem Egoismus der Masse ihre Ideen, ihre Aufrichtigkeit, ihre ganze moralische und geistige Kraft entgegensetzen.
Dabei geht er seinem drängenden Interesse am Menschen nach und trägt sich mit der fundamentalen Fragestellung nach dem Wesen und den Möglichkeiten des Menschen und des Individuums.
Peters‘ Blick ist so unvoreingenommen wie unbestechlich, seine Fotos radikal posenlos, frei von Konzessionen an Mode, Geschmack und Gefälligkeit. Für die Aufnahme stellt er seinen ‚Porträtanden’ von allen Rollen und Funktionen frei, zeigt ihn aus allernächster Nähe in seinem unanfechtbaren Menschsein.
In diesem Menschsein erblickt der Betrachter den Dargestellten als Artgenossen. Eben dies ist ein bestimmender Zug der Logik von Peters‘ Projekt: Indem der Betrachter dieser Vergleichbarkeit gewahr wird, ist er gehalten, es dem Dargestellten gleich zu tun.
Das Urbild von Peters‘ Porträtanden ist der attische Landmann „Trygaios“ in der Komödie „Der Frieden“ des Aristophanes. In einem Akt von Zivilcourage befreite dieser die vom Krieg eingesperrte Friedensgöttin und ihre Vasallinnen – sehr zum Missfallen der Rüstungsindustrie.
Thomas Peters selbst ähnelt Diogenes von Sinope, der zur helllichten Mit-tagszeit mit einer Lampe auf dem Marktplatz von Athen, seine Mitmenschen aufzurütteln, ‚Menschen‘ suchte. Diogenes dürfte nicht fündig geworden sein, Peters dagegen sehr wohl: Menschen hält er uns vor!
Die Texte zu den einzelnen Porträts sind von Thomas Peters verfasst.

[ 25 Objekte ]

Porträt Denis Scheck (geb. 1964), 2016

Denis Scheck (geb. 1964), 2016. Wenn jemand die Kunst anderer kritisiert, darf man durchaus skeptisch sein. Doch Denis Scheck hat einen besonderen Auftrag: Er will die Verblödung rück- und die Wachheit, das Bewusstsein und die Urteilsfähigkeit weiterentwickeln. Wenn jemand urteilt, ist nämlich noch lange nicht sicher, ob er die dafür nötige Fähigkeit besitzt. Denis Scheck ist kein Literaturkritiker wie andere, von denen es viele gibt. Er stolziert nicht mit wichtiger Miene im Kreise der Kenner und Intellektuellen auf und ab, sondern springt aus dem Karton über die Grenze und packt jeden, der sich schon oder bald für Bücher interessiert, am Schlafittchen, nicht, um ihm etwas aufzunötigen, ihn zu etwas zu zwingen oder zu sagen, was richtig und was falsch wäre. Nein, er wetzt das Bewusstsein seiner Zuhörer und -schauer, die er mit seiner Aktivität in schöner großer Zahl erreicht.

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