1924 erworben aus der Sammlung Ludwig und Rosy Fischer, Frankfurt / Main, 1937 beschlagnahmt, 1940 Tausch mit Bernhard A. Böhmer, 1947 beschlagnahmt, 1957 Rückführung nach Halle (Saale) Otto Mueller verfügte, als er sich 1910 der Brücke anschloss, bereits über ein unverwechselbares künstlerisches Vokabular.
Ebenso hatte er in der Darstellung der Einheit von Mensch und Landschaft sein zentrales Thema gefunden.
Schlanke Akte bewegen sich in vollendeter Anmut und oftmals völlig in sich versunken an märchenhaften Orten, die geografisch nicht näher bestimmbar sind. Seine Bilder, in denen sich vor allem in der Auffassung des weiblichen Körpers eine Ambivalenz von Unschuld und erotischer Ausstrahlung artikuliert, mussten den Künstler für eine Mitgliedschaft in der Brücke als geradezu prädestiniert erscheinen lassen.
Die meist jugendlichen Akte lassen sich unter einem Typus subsumieren. In schwingend kurvigen Umrisslinien werden die zartgliedrigen Körper mit Betonung der Brüste und des Gesäßes angelegt. Die Gesichter sind mit wenigen Strichen gegeben. Über die unberührbare und spröde Schönheit der Figuren teilt sich dem Betrachter eine Ahnung vom Ideal menschlichen Seins mit. Jeder Lebensrhythmus scheint lauschend den Atem anzuhalten – Augenblick und Ewigkeit verbinden sich zum Abbild eines irischen Paradieses.
Anlässlich von Muellers Tod schrieb Ernst Ludwig Kirchner über den ehemaligen Mitstreiter: „Mag sein Vorstellungskreis auch klein gewesen sein, so sind seine Werke doch immer von Qualität und wirklich freie Kunstwerke und echt, weil sie auf dem Boden seiner Weltanschauung frei und rein erwachsen sind.“
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