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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Sammlung Fotografie [MOFK01402] Archiv 2023-10-06 00:03:53 Vergleich

Die Küche, aus der Serie: "Einer von Millionen"

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1# Die Küche, aus der Serie: "Einer von Millionen"1# Die Küche, aus der Serie: Einer von Millionen
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3[Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://st.museum-digital.de/institution/17)3[Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://st.museum-digital.de/institution/17)
4Sammlung: [Sammlung Fotografie](https://st.museum-digital.de/collection/56)4Sammlung: [Sammlung Fotografie](https://st.museum-digital.de/collection/56)
5Sammlung: [Walter Ballhause (1911-1991)](https://st.museum-digital.de/collection/1122)
6Inventarnummer: MOFK014025Inventarnummer: MOFK01402
76
8Beschreibung7Beschreibung
9Drei der zwölf hier von Walter Ballhause vorgestellten Fotografien gehören zu der Serie „Einer von Millionen, ein Tag im Leben des arbeitslosen Schlossers Karl Döhler“. Die Reihe umfasst insgesamt 22 Fotografien und war eine Auftragsarbeit für die österreichische sozialdemokratische Wochenschrift „Kuckkuck“. Zum ersten Mal erzählt Ballhause hier eine Geschichte in Form einer Bildstrecke, also über mehrere ineinandergreifende Motive hinweg. Sie handelt von Armut, der Monotonie des Alltags, zwischenmenschlichen Beziehungen und familiären Kontakten eines Arbeitslosen. Der Protagonist Karl Döhler war ein Freund Ballhauses, was Einfluss gehabt haben mag auf die gelungene Darstellung zwischen individuellem Sozialporträt und typologischer Darstellung. Abweichend von seiner Prämisse der sonst unsichtbaren Kamera, des anonymen Fotografierens, musste Ballhause hier die Szenen und Motive vorab planen und mit Döhler umsetzen. Der Schlosser posierte folglich für die Aufnahmen und wirkt doch nicht gekünstelt. Obwohl die Situationen zumeist gestellt sind, behält Ballhause seinen Grundsatz bei, die Menschen nicht im direkten Porträt zu zeigen. Nicht ein einziges Mal schaut der Freund frontal in die Kamera – der Betrachter darf ihn folglich als stiller Beobachter begleiten, ohne selbst in die Geschichte involviert zu werden. Die drei Fotos der Serie zeigen Karl Döhler ohne seine Familie und visualisieren symbolische Schlüsselszenen seines Tagesablaufs. So steht er etwa mit gesenktem Kopf vor dem Schaufenster eines Modegeschäftes. Er schaut sich nicht die Modellpuppen und die Kleider an, sondern die Preise auf den Tafeln am Fuße des Schaufensters, wohlwissend, dass diese sein Budget bei weitem übersteigen. Ebenso sehnsuchtsvoll steht Herr Döhler vor einem Stand mit frischem Obst. Ballhauses bissige Bildtitel verweisen auf die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichem Anspruch und Lebensrealität eines Großteils der Bevölkerung. Das Foto, welches Karl Döhler am Obststand zeigt, beschriftet er mit den Worten „Esst mehr Obst“. Es hat den Anschein, als würde Herr Döhler versuchen wollen, in der Öffentlichkeit einen Schein zu wahren. Er besucht weiterhin die Orte, an denen er sich vor seiner Arbeitslosigkeit mit Selbstverständlichkeit aufgehalten hat, die soziale Entfremdung durch die Arbeitslosigkeit schwingt dabei stets mit. Das Foto in der Küchennische seiner Wohnung öffnet den Blick ins Private: Karl Döhler wirkt niedergeschlagen, rat- und perspektivlos. Auch hier kommt Ballhause seinem Prinzip der respektvollen Distanz nach und nimmt seinen Freund aus einiger Entfernung auf. Ballhause verbildlicht in dieser Serie das Typische und lässt Karl Döhler damit zu einem Stellvertreter von Millionen von Arbeitslosen werden. Inhaltlich bewegt sich Ballhause mit diesem Projekt in philosophischen und soziologischen Fragestellungen zu Darstellungsmöglichkeiten des Typischen und des Individuellen im fotografischen Bild, die auch von seinen Zeitgenossen viel diskutiert wurden.8Die folgenden drei Fotografien gehören zu der Serie „Einer von Millionen, ein Tag im Leben des arbeitslosen Schlossers Karl Döhler“. Die Reihe umfasst insgesamt 22 Fotografien und war eine Auftragsarbeit für die österreichische sozialdemokratische Wochenschrift „Kuckkuck“. Zum ersten Mal erzählt Ballhause hier eine Geschichte in Form einer Bildstrecke, also über mehrere ineinandergreifende Motive hinweg. Sie handelt von Armut, der Monotonie des Alltags, zwischenmenschlichen Beziehungen und familiären Kontakten eines Arbeitslosen. Der Protagonist Karl Döhler war ein Freund Ballhauses, was Einfluss gehabt haben mag auf die gelungene Darstellung zwischen individuellem Sozialporträt und typologischer Darstellung. Abweichend von seiner Prämisse der sonst unsichtbaren Kamera, des anonymen Fotografierens, musste Ballhause hier die Szenen und Motive vorab planen und mit Döhler umsetzen. Der Schlosser posierte folglich für die Aufnahmen und wirkt doch nicht gekünstelt. Obwohl die Situationen zumeist gestellt sind, behält Ballhause seinen Grundsatz bei, die Menschen nicht im direkten Porträt zu zeigen. Nicht ein einziges Mal schaut der Freund frontal in die Kamera – der Betrachter darf ihn folglich als stiller Beobachter begleiten, ohne selbst in die Geschichte involviert zu werden. Die drei Fotos der Serie zeigen Karl Döhler ohne seine Familie und visualisieren symbolische Schlüsselszenen seines Tagesablaufs. So steht er etwa mit gesenktem Kopf vor dem Schaufenster eines Modegeschäftes. Er schaut sich nicht die Modellpuppen und die Kleider an, sondern die Preise auf den Tafeln am Fuße des Schaufensters, wohlwissend, dass diese sein Budget bei weitem übersteigen. Ebenso sehnsuchtsvoll steht Herr Döhler vor einem Stand mit frischem Obst. Ballhauses bissige Bildtitel verweisen auf die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichem Anspruch und Lebensrealität eines Großteils der Bevölkerung. Das Foto, welches Karl Döhler am Obststand zeigt, beschriftet er mit den Worten „Esst mehr Obst“. Es hat den Anschein, als würde Herr Döhler versuchen wollen, in der Öffentlichkeit einen Schein zu wahren. Er besucht weiterhin die Orte, an denen er sich vor seiner Arbeitslosigkeit mit Selbstverständlichkeit aufgehalten hat, die soziale Entfremdung durch die Arbeitslosigkeit schwingt dabei stets mit. Das Foto in der Küchennische seiner Wohnung öffnet den Blick ins Private: Karl Döhler wirkt niedergeschlagen, rat- und perspektivlos. Auch hier kommt Ballhause seinem Prinzip der respektvollen Distanz nach und nimmt seinen Freund aus einiger Entfernung auf. Ballhause verbildlicht in dieser Serie das Typische und lässt Karl Döhler damit zu einem Stellvertreter von Millionen von Arbeitslosen werden. Inhaltlich bewegt sich Ballhause mit diesem Projekt in philosophischen und soziologischen Fragestellungen zu Darstellungsmöglichkeiten des Typischen und des Individuellen im fotografischen Bild, die auch von seinen Zeitgenossen viel diskutiert wurden.
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35- [Arbeitslosigkeit](https://st.museum-digital.de/tag/20811)34- [Fotografie (Lichtbild)](https://st.museum-digital.de/tag/43615)
36- [Fotografie](https://st.museum-digital.de/tag/132)
37- [Küche](https://st.museum-digital.de/tag/63)
38- [Porträt](https://st.museum-digital.de/tag/22)
39- [Schwarzweißfotografie](https://st.museum-digital.de/tag/8718)
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44Stand der Information: 2023-10-06 00:03:5339Stand der Information: 2021-12-21 17:32:33
45[CC BY-NC-SA @ Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)40[CC BY-NC-SA @ Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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49- https://st.museum-digital.de/data/san/images/17/102516-mofk01402/die_kueche_aus_der_serie_/die-kueche-aus-der-serie-einer-von-millionen-102516.jpg44- https://st.museum-digital.de/data/st/images/17/102516-mofk01402/die_kueche_aus_der_serie_/die-kueche-aus-der-serie-einer-von-millionen-102516.jpg
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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Objekt aus: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Seit 1904 ist in der Moritzburg das hallesche Kunstmuseum untergebracht, zunächst nur mit seinen kunsthandwerklichen Beständen, ab 1921 auch mit der...

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