Zur Werkgruppe “Burg Giebichenstein“
Eine umfassende Werkgruppe von Gerda Leo ist in den Kontext der heutigen “Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ zu stellen. Hier studierte sie, experimentierte das erste Mal intensiv mit der Fotografie, erhielt erste Aufträge und arbeitete für die Fotoklasse als Hans Finslers Assistentin. Und natürlich war sie Teil der Studierenden: Fotografierte Freunde und Kommilitonen, fertigte Werkreproduktionen der anderen Werkstätten und Klassen, nahm Ateliers und andere Räumlichkeiten oder Gebäude auf. So sind Leos Fotografien mit thematischen Bezug zur Burg auch als Chronik der Kunsthochschule zu sehen. Stilistisch betrachtet sind diese Aufnahmen auch dem “Neuen Sehen“ verhaftet. Das Wesentliche der Dinge oder Situationen kehrte sie mittels ungewöhnlicher Perspektiven, Spielen von Licht und Schatten, von Schärfe und Unschärfe heraus.
Zum Motiv “Tierische Metallobjekte“
Bereits bevor Gerda Leo 1927 die Fotoklasse von Hans Finsler besuchte, experimentierte sie mit der Fotografie. Mit der 9 x 12 Balgenkamera, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, nahm sie auch die "Tierische[n] Metallobjekte“ auf. Sie wurden wohl in der Metallklasse, unter der Leitung von Karl Müller, gefertigt. Die Profilansicht der linken und das Dreiviertelprofil der rechten Figur geben in der Zweidimensionalität des Mediums Fotografie am meisten von den dreidimensionalen Körpern wieder. Die Aufnahme geht aber über eine bloße Werkreproduktion hinaus: Leo inszenierte die putzigen Wesen auf einer Art Bühne vor unscharfem, knittrigem Hintergrund aus Papier. Diese unscheinbare Kulisse rückt die Objekte ins uneingeschränkte Zentrum – wie in einem Schaustück scheinen sie miteinander zu agieren.
Schenkung Gerda d'Oliveira-Leo, Amsterdam
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