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Museum Schloss Moritzburg Zeitz Ethnografie [X - 124]
Buddelschiff "S.M.S. Carola" (Museum Schloss Moritzburg Zeitz RR-R)
Herkunft/Rechte: Museum Schloss Moritzburg Zeitz / Nadine Neumann (RR-R)
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Buddelschiff "SMS Carola"

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Beschreibung

Mit Detailtreue, Beharrlichkeit und viel Geduld – so entstehen Buddelschiffe. Heutzutage sind sie maritime Mitbringsel von dem letzten Urlaub an der Küste.

Doch was sind Buddelschiffe?
Flaschenschiffe - oft auch Buddelschiffe genannt, sind kleine handgefertigte Modelle eines Schiffes, sehr oft eines Segelschiffes, in einer Glasflasche. Das Buddelschiff mit dem Vorbild der Schiffskorvette „SMS Carola“ wurde, laut der Inschrift auf dem Flaschenboden, im Jahr 1886 in Hongkong angefertigt - fünf Jahre später als das lebensgroße Original. Für „10 Cents, etwa 30 Pfg.“ konnte das charmante Souvenir erworben werden und daheim fortan an die schöne Urlaubszeit erinnern. Wie die Korvette in der 1,5 Liter Flasche genau nach Europa kam ist nicht bekannt. In den Unterlagen des Museum ist lediglich die Tatsache notiert, dass sie Teil der Sammlung der Gebrüder Clemens (1852 -1929) und Gustav (1856-1917) Denhardt ist. Somit ist die Schlussfolgerung nahe, dass das Buddelschiff mit von einen ihrer Reisen in unsere Region kam.

Das Schiff „SMS Carola“ war eine Glattdeckskorvette der ehemaligen Kaiserlichen Marine. Benannt wurde sie nach der letzten sächsischen Königin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp. Der Begriff „Korvette“ ist seit dem 18. Jahrhundert die übliche Bezeichnung für eine Reihe von Typen kleiner Kriegsschiffe. Insgesamt ähnelten die Schiffe aber noch stark den Korvetten der Segelschiffszeit. Demnach war die SMS Carola ein Dreimast-Vollschiff mit zusätzlichem Dampfantrieb. Zudem besaß sie eine aus Ringkanonen bestehende Bewaffnung auf beiden Seiten des Oberdecks. Gebaut wurde die SMS Carola bei der Vulcan-Werft in Stettin, von wo sie dort am 29. Juli 1881 vom Stapel lief. Insgesamt war das Schiff mit einer maximalen Geschwindigkeit von 12 Knoten, 75 Meter lang sowie 14 Meter breit. Einen Tiefgang hatte sie von circa 5,80 Meter. Zunächst wurde die Korvette ausschließlich im Südseeraum eingesetzt. Ab dem Jahr 1890 war das Schiff dann an der Küste Ostafrikas stationiert. Dort blieb sie aber nur drei Jahre, da sie ab 1893 als Artillerie-Schulschiff eingesetzt wurde. Im Jahr 1906 ist sie durch den Kleinen Kreuzer „SMS Undine“ abgelöst, verkauft und kurz darauf in Hamburg abgewrackt worden.

Flaschenschiffe - jeder kennt sie, aber wie kommen diese winzigen Schiffsmodelle in eine Flasche?
Die Antwort auf diese Frage ist ebenso simpel wie einfach: das Schiff wird außerhalb der Flasche komplett fertiggestellt und in dem Prinzip der traditionellen Zugtechnik durch den Flaschenhals in das Gefäß geschoben. Danach wird der Rumpf auf dem „Buddelozean“ fest verleimt und die Masten mitsamt der Takelage und der Segel vom Rumpf aus aufgerichtet. Mit Hilfe von langen Haken und Zangen wird das Schiff aufgerichtet, welche mit Drahtscharnieren an dem Schiffsrumpf befestigt sind. Nach und nach entsteht so das kleine, in Geduldsarbeit gefertigte Kunstwerk. Diese Technik erlaubt es detaillierte Darstellungen des Schiffes nachzubilden.

Die ältesten erhaltenen Buddelschiffe stammen aus der Zeit um 1760. Dabei handelt es sich um sehr aufwendige Handarbeiten, die vermutlich als Geschenke für Könige, Admirale und andere Adlige bei gewerblichen Schiffsmodellbauern in Auftrag gegeben wurde. Ähnliche Formen lassen sich auch im Erzgebirge, Tirol oder Österreich finden. Dort haben zeitgleich die sogenannten „Geduldsflaschen“ Furore gemacht. Diese zeigen jedoch kein maritimes Szenario, sondern vornehmlich religiöse Motive, die dann in der „guten Stube“ wohlüberlegt positioniert wurden. Die Tradition des Flaschenschiffbaus bei den Seeleuten hat ihren Ursprung jedoch erst 100 Jahre später, um das Jahr 1850. Damals kamen die ersten durchsichtigen Getränkeflaschen kostengünstig in den Handel gekommen, wodurch sie auch für einfache Seeleute erschwinglich waren. Diese nutzen die wenigen Materialien und Werkzeuge, wie Holz, allerlei Garn und Tauwerk, Kitt auf den Walfängern, sowie Knochen und Zähne von Walen und Robben, um sich an Bord des Schiffes mit dem Modellbau die Zeit zu vertreiben. Demnach ist es verständlich, dass diese Seemannsarbeiten noch relativ grob und bescheiden gestaltet waren. Als Motive wählten die Seeleute oftmals ihr eigenes Schiff oder die jeweilige Hafenlandschaft aus. Infolgedessen sind die kleinen Kunstwerke auch stets ein Zeugnis der Zeitgeschichte. Die Tradition des Flaschenbaus unter Seeleuten lässt sich jedoch nicht einer bestimmten Nation zuordnen. Vielmehr gab es zeitgliche, separate Entwicklungen auf allen Weltmeeren. Dazukommt, dass sich durch den regen Erfahrungsaustausch in allen Häfen das Wissen und die Erkenntnisse zunehmend vermischten. Heutzutage werden jedoch die meisten Buddelschiffe wieder an Land zu touristischen Zwecken gefertigt. Gleichwohl sind sie in allen Jahrhunderten stets das Andenken an besondere Erlebnisse geblieben.

Material/Technik

Glas, Holz

Maße

Länge: 30cm

Karte
Hergestellt Hergestellt
1886
Hongkong
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1886
1885 1888
Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Objekt aus: Museum Schloss Moritzburg Zeitz

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