Seit der Mitte 19. Jahrhundert erlebte die Orientmode eine lang anhaltende gesamteuropäische Blüte - sowohl in der Malerei als auch in der Literatur, Architektur und im Kunsthandwerk. Kein Einzelfall war die im ägyptischen Stil eingerichtete Berliner Villa des Körnerschen Malerkollegen Wilhelm Gentz.
Während des Ägypten - Feldzugs gegen die Engländer 1798 hatten Napoleon Gelehrte und Künstler begleitet. Ihre Berichte lösten die Begeisterung für die südöstliche Kultur aus. Auch die geänderten politischen Machtverhältnisse zwischen Orient und Okzident trugen dazu bei. In Folge der griechischen Befreiungskriege 1821 - 1832 gegen die türkische Oberhoheit war dem Orient seine Bedrohlichkeit genommen und das Interesse am "Exotischen" trat in den Vordergrund. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert brachte eine Verbesserung der Reisemöglichkeiten.
Auch der Maler Ernst Körner fuhr wiederholt dorthin. Das Lieblingsgebiet des hervorragenden Koloristen wurde die Orientmalerei. Treu blieb er seit 1874 landschaftlichen und architektonischen Motiven aus Ägypten, einem Land, das er vier mal bereiste.
Im Hintergrund des dargestellten Bildes schimmert die ägyptische Stadt Damanhur im nordwestlichen Nildelta. Sie liegt inmitten eines fruchtbaren landwirtschaftlichen Gebiets. Im Gegenlicht erscheinen die Umrisse von Palmen, Minaretten und Moscheen, die mit Halbmonden bekrönt sind. Üppig gedeiht die Flora, Beduinen lagern im Mittelgrund. Der lockere Pinselduktus, der dem Bild Duftigkeit und Frische verleiht, verrät den Einfluss der französischen Plein-Air-Malerei.
Gemälde wie dieses waren damals für die meisten Menschen die einzige Möglichkeit einen farbigen Eindruck von fernen Ländern zu erhalten. Solche Sehnsuchtsmotive, die von einer Aura des zeitlich und räumlich Enthobenen umgeben sind, waren allgemein beliebt. Sie suggerierten Exotik und entführten den zeitgenössischen Betrachter in eine fremde Welt.
Bezeichnet u. l.: E. K. 1881
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