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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Grafische Sammlung Flugblattsammlung 16.-19. Jahrhundert Dreißigjähriger Krieg 1618-1648 Konfessionelle, antikatholische, antiprotestantische und antisemitische Flugblätter [MOIIF00956]
Eygentliche Contrafactur/ Wie Königl. Mayst. zu Schweden/ u. den alten Corporal Tyllen nach dem April schicket/ und was er ihm für eine Last zu tragen (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt / Kulturstiftung Sachsen-Anhalt (Public Domain Mark)
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Eygentliche Contrafactur/ Wie Königl. Mayst. zu Schweden/ u. den alten Corporal Tyllen nach dem April schicket/ und was er ihm für eine Last zu tragen auffgesacket habe.

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Beschreibung

Flugblatt von 1632, das Tilly verspottet, den Feldherrn der katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg

2 Spalten; 52 Alexandriner

Das Flugblatt vereint in satirischer Form die verschiedenen Attribute, die Tilly in der Flugblattpublizistik des 17. Jahrhunderts zugeschrieben wurden. Es verspottet den Heerführer als einen Aprilnarren, der schmachvoll nach Rom fliehen muss.
In der Darstellung ist Tilly schwer beladen in einer Rüstung und mit einer Bütte (Bottich) auf dem Rücken zu sehen. Die Bütte ist mit "mala conscientia" ("schlechtes Gewissen") bezeichnet. Zusätzlich hält er einen Korb, bezeichnet mit "nimiae exactiones" ("überhöhte Besteuerung"), stützt sich auf einen krummen, am Griff gebrochenen Säbel. Eine Ziege begleitet ihn. Im Hintergrund ist die verregnete Stadt Rom zu sehen.
Tillys flehender Ausruf "o misere mei" ("erbarme dich meiner") wird von dem Wind, der aus den Wolken bläst, mit dem Spruch "vindicia divina" (göttliche Rache") beantwortet. Unter der Darstellung steht ein Text in zwei Spalten, der mit Spottnamen für Tilly beginnt, die ihm von protestantischer Seite gegeben wurden.
Auf die Redensart "in den April schicken" Bezug nehmend, wird diese für das Blatt abgewandelt in die Aufforderung den April zu holen. Der Text endet mit offenem Hohn über die bedrängte Situation Tillys. Seine Niederlage in der Schlacht von Breitenfeld im September 1631 wurde als gerechte Strafe für die Zerstörung Magdeburgs im Mai 1631 verstanden und die Empörung darüber schlug bald in Spott um. Eine Vielzahl von Flugblättern verhöhnten Tilly in satirischer Art. Das vorliegende Flugblatt nimmt auf einige dieser Flugblätter Bezug, indem es die Tilly zugeschriebenen Attribute aufgreift. So wird er als reumütiger Sünder dargestellt, der mit "o misere mei" um Erlösung bittet. Das göttliche Strafgericht hingegen hätte sein Schicksal bereits besiegelt, eine göttliche Absolution bleibt ihm also verwehrt.

Material/Technik

Radierung; Typendruck

Maße

Bildgröße: 145 x 219 mm; Blattmaß: 335 x 256 mm

Literatur

  • Bauer-Friedrich, Thomas (2014): Im Land der Palme. August von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle, 1614–1680 : Gesamtausgabe. Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, Katalog Nr. II 29
  • Coupe, William A. (1966/67): The German illustrated broadsheet in the seventeenth century. Baden-Baden, Katalog Nr. 199
  • Drugulin, Wilhelm Eduard (1867): W. Drugulins historischer Bilderatlas. Verzeichniss einer Sammlung von Einzelblättern zur Cultur- und Staatengeschichte vom 15.-19. Jahrhundert, II. Theil, Chronik in Flugblättern. Leipzig, Katalog Nr. 1988 oder 1989
  • Harms, Wolfgang (1987): Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts, Bd. 4. Tübingen, S. 268 f., Kat.-Nr. 208
  • Paas, John Roger (1998): The German political broadsheet 1600 - 1700. 1632 (Vol. 6). Wiesbaden, Katalog Nr. P-1712
  • Pfeffer, Maria (1993): Flugschriften zum Dreißigjährigen Krieg. Aus der Häberlin-Sammlung der Thurn- und Taxisschen Hofbibliothek. Frankfurt a.M. / Berlin, Katalog Nr. 17
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Objekt aus: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Seit 1904 ist in der Moritzburg das hallesche Kunstmuseum untergebracht, zunächst nur mit seinen kunsthandwerklichen Beständen, ab 1921 auch mit der...

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