Flugblatt von 1632, das Tilly verspottet, den Feldherrn der katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg
2 Spalten; 52 Alexandriner
Das Flugblatt vereint in satirischer Form die verschiedenen Attribute, die Tilly in der Flugblattpublizistik des 17. Jahrhunderts zugeschrieben wurden. Es verspottet den Heerführer als einen Aprilnarren, der schmachvoll nach Rom fliehen muss.
In der Darstellung ist Tilly schwer beladen in einer Rüstung und mit einer Bütte (Bottich) auf dem Rücken zu sehen. Die Bütte ist mit "mala conscientia" ("schlechtes Gewissen") bezeichnet. Zusätzlich hält er einen Korb, bezeichnet mit "nimiae exactiones" ("überhöhte Besteuerung"), stützt sich auf einen krummen, am Griff gebrochenen Säbel. Eine Ziege begleitet ihn. Im Hintergrund ist die verregnete Stadt Rom zu sehen.
Tillys flehender Ausruf "o misere mei" ("erbarme dich meiner") wird von dem Wind, der aus den Wolken bläst, mit dem Spruch "vindicia divina" (göttliche Rache") beantwortet. Unter der Darstellung steht ein Text in zwei Spalten, der mit Spottnamen für Tilly beginnt, die ihm von protestantischer Seite gegeben wurden.
Auf die Redensart "in den April schicken" Bezug nehmend, wird diese für das Blatt abgewandelt in die Aufforderung den April zu holen. Der Text endet mit offenem Hohn über die bedrängte Situation Tillys. Seine Niederlage in der Schlacht von Breitenfeld im September 1631 wurde als gerechte Strafe für die Zerstörung Magdeburgs im Mai 1631 verstanden und die Empörung darüber schlug bald in Spott um. Eine Vielzahl von Flugblättern verhöhnten Tilly in satirischer Art. Das vorliegende Flugblatt nimmt auf einige dieser Flugblätter Bezug, indem es die Tilly zugeschriebenen Attribute aufgreift. So wird er als reumütiger Sünder dargestellt, der mit "o misere mei" um Erlösung bittet. Das göttliche Strafgericht hingegen hätte sein Schicksal bereits besiegelt, eine göttliche Absolution bleibt ihm also verwehrt.
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