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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Flugblattsammlung 16.-19. Jahrhundert Kriege und historische Ereignisse des 17. Jahrhunderts [MOIIF00061] Archiv 2021-07-28 13:54:41 Vergleich

Der alte Teutsche Zahnbrecher.

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1# Der alte Teutsche Zahnbrecher.1# Der alte Teutsche Zahnbrecher.
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3[Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://st.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=17)3[Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://st.museum-digital.de/institution/17)
4Sammlung: [Grafische Sammlung](https://st.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=17&gesusa=54)4Sammlung: [Flugblattsammlung 16.-19. Jahrhundert](https://st.museum-digital.de/collection/1077)
5Sammlung: [Flugblattsammlung 16. und 17. Jahrhundert](https://st.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=17&gesusa=1077)5Sammlung: [Kriege und historische Ereignisse des 17. Jahrhunderts](https://st.museum-digital.de/collection/1161)
6Inventarnummer: MOIIF000616Inventarnummer: MOIIF00061
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8Beschreibung8Beschreibung
9Im Zentrum der figurenreichen Darstellung ist Gustav Adolf von Schweden als alter Zahnbrecher dargestellt, der dem sitzenden Grafen Tilly die vom "Confeckt"-naschen krank gewordenen Zähne zieht. Ein Jesuit und ein Mönch assistieren dieser Operation, reichen Tupfer oder den Spucknapf und halten dem Patienten den Kopf. Sie sollen Tilly vor einer Ohnmacht bewahren, wie es die Verse darunter erklären. Hinter ihnen, auf einem Regal mit Holzwand mit der Abbildung zweier Männer werden weitere medizinische Instrumente als Zahnstöcher und Ohrlöffel benannt. Bei diesen Geräten handelt es sich allerdings nicht um medizinische Instrumente, sondern um bäuerliches Kriegsgerät: ein Morgenstern, zwei Keulen, aber auch ein Dreschflegel, eine Forke und eine Heugabel. Eine Gruppe von Tillys Mannen, die sich die Kiefer halten oder auf ihre schmerzenden Zähne zeigen, warten wohl, bis auch sie von dem Zahnarzt behandelt werden. Weitere Männer kommen einen langen, aus dem Hintergrund führenden Weg zur ärztlichen Versorgung. Links im Vordergrund sitzen ein alter Mann und die "alte Sachsenmagd" Magdeburg an einem Tisch und bereiten Tabak sowie Pfeifen als Beruhigungs- und Waschmittel vor (→ MOIIF00308 "Magdeburger Laug": der Katholischen Liga wird "der Kopf gewaschen"). Vor Tilly liegen Säbel, Gewehrläufe und weiteres Kriegsgerät, als Anspielung auf die zurückgedrängten/entwaffneten Truppen Tillys und die Wehrhaftigkeit der schwedischen Truppen. 9Satirisches Flugblatt von 1632 mit der Darstellung Gustav II. Adolfs als Zahnbrecher Tillys
10Das Spottblatt spielt auf die konkrete Situation der Katholischen Liga unter Führung Tillys 1632 an. Im Jahr zuvor hatte Tilly Magdeburg erobert, in dessen Folge ein Brand die Stadt fast völlig zerstörte und bei den einhergehenden Gewaltexzessen der größte Teil der Bevölkerung getötet wurde. Diese "Magdeburger Hochzeit" zählt zu den schlimmsten Massakern und ist zugleich Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges. Es kam zu einem Bündnis zwischen dem schwedischen König Gustav Adolf und dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. Gemeinsam konnten sie in der Schlacht bei Breitenfeld Tillys Truppen schlagen.
11Der kommentierende Text in der Darstellung "Halt mein Sohn es ist das / Confecktes garso viel gewest / So du gessen hast" spielt nicht nur auf die Maßlosigkeit an, mit der Tilly und sein Heer die kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hatten. Das Konfekt verweist vor allem auf eine Szene zwischen Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen, und einem Tillyschen Gesandten, der den Kurfürsten bitten sollte, Tillys ausgehungerte Truppen freie Durchreise zu gewähren. Sachsen war bekannt für seine Süßwaren (→ Tilly nascht vom "Sächsischen Konfekt") und seinen Reichtum. Der Kurfürst soll bei der Bewirtung des Tillyschen Gesandten scherzend geäußert haben: "es scheine, daß man an das lang aufgesparte sächsische Konfekt wolle, man pflege aber beim Nachtisch allerhand Schauessen und Nüsse aufzutragen, daran könne man sich die Zähne ausbeißen". Damit lehnte Johann Georg eine Durchreise der Truppen Tillys ab und verwies auf die verborgene, aber doch vorhandene Wehrhaftigkeit seines Kurfürstentums, die durch das Bündnis mit Schweden gestärkt war.
12Zudem müsse man Tilly nun den "Zahn ziehen", unbesiegbar zu sein. Die schwarzen Zähne sind jedoch für den deutschen Zahnbrecher nur schwer zu fassen, wie auch Tilly und die Katholische Liga nur schwer von Gustav Adolf und seinen protestantischen Truppen zurückgedrängt werden konnten. Am Schluss des Textes aber wird auf die Konsequenz einer erfolgreichen Behandlung Tillys verwiesen: "Kein Zahn thut euch mehr weh, Ihr kämpt dann an den Ort. / Da stetz Zähnklappern ist und Heulen fort für fort". Das Zähneziehen stünde für seine Niederlage und die Befreiung der Protestanten.
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14Signatur: unsigniert 112 Spalten; 48 Alexandriner
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16Wasserzeichen: Fragmente, ohne Pause13Im Zentrum der figurenreichen Darstellung ist Gustav II. Adolf von Schweden als alter Zahnbrecher dargestellt, der dem sitzenden Grafen Tilly die vom "Confeckt"-naschen krank gewordenen Zähne zieht. Ein Jesuit und ein Mönch assistieren dieser Operation, reichen Tupfer oder den Spucknapf und halten dem Patienten den Kopf. Sie sollen Tilly vor einer Ohnmacht bewahren, wie es die Verse darunter erklären. Hinter ihnen, auf einem Regal mit Holzwand mit der Abbildung zweier Männer werden weitere medizinische Instrumente als Zahnstöcher und Ohrlöffel benannt. Bei diesen Geräten handelt es sich allerdings nicht um medizinische Instrumente, sondern um bäuerliches Kriegsgerät: ein Morgenstern, zwei Keulen, aber auch ein Dreschflegel, eine Forke und eine Heugabel. Eine Gruppe von Tillys Mannen, die sich die Kiefer halten oder auf ihre schmerzenden Zähne zeigen, warten wohl, bis auch sie von dem Zahnarzt behandelt werden. Weitere Männer kommen einen langen, aus dem Hintergrund führenden Weg zur ärztlichen Versorgung. Links im Vordergrund sitzen ein alter Mann und die "alte Sachsenmagd" Magdeburg an einem Tisch und bereiten Tabak sowie Pfeifen als Beruhigungs- und Waschmittel vor. Vor Tilly liegen Säbel, Gewehrläufe und weiteres Kriegsgerät, als Anspielung auf die zurückgedrängten/entwaffneten Truppen Tillys und die Wehrhaftigkeit der schwedischen Truppen.
14Das Spottblatt spielt auf die konkrete Situation der Katholischen Liga unter Führung Tillys 1632 an. Im Jahr zuvor hatte Tilly Magdeburg erobert, in dessen Folge ein Brand die Stadt fast völlig zerstörte und bei den einhergehenden Gewaltexzessen der größte Teil der Bevölkerung getötet wurde. Diese "Magdeburger Hochzeit" zählt zu den schlimmsten Massakern und ist zugleich Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges. Es kam zu einem Bündnis zwischen dem schwedischen König Gustav Adolf und dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. Gemeinsam konnten sie in der Schlacht bei Breitenfeld Tillys Truppen schlagen.
15Der kommentierende Text in der Darstellung "Halt mein Sohn es ist das / Confecktes garso viel gewest / So du gessen hast" spielt nicht nur auf die Maßlosigkeit an, mit der Tilly und sein Heer die kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hatten. Das Konfekt verweist vor allem auf eine Szene zwischen Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen, und einem Tillyschen Gesandten, der den Kurfürsten bitten sollte, Tillys ausgehungerten Truppen freie Durchreise zu gewähren. Sachsen war bekannt für seine Süßwaren (→ Tilly nascht vom "Sächsischen Konfekt") und seinen Reichtum. Der Kurfürst soll bei der Bewirtung des Tillyschen Gesandten scherzend geäußert haben: "es scheine, daß man an das lang aufgesparte sächsische Konfekt wolle, man pflege aber beim Nachtisch allerhand Schauessen und Nüsse aufzutragen, daran könne man sich die Zähne ausbeißen". Damit lehnte Johann Georg eine Durchreise der Truppen Tillys ab und verwies auf die verborgene, aber doch vorhandene Wehrhaftigkeit seines Kurfürstentums, die durch das Bündnis mit Schweden gestärkt war.
16Zudem müsse man Tilly nun den "Zahn ziehen", unbesiegbar zu sein. Die schwarzen Zähne sind jedoch für den deutschen Zahnbrecher nur schwer zu fassen, wie auch Tilly und die Katholische Liga nur schwer von Gustav Adolf und seinen protestantischen Truppen zurückgedrängt werden konnten. Am Schluss des Textes aber wird auf die Konsequenz einer erfolgreichen Behandlung Tillys verwiesen: "Kein Zahn thut euch mehr weh, Ihr kämpt dann an den Ort. / Da stetz Zähnklappern ist und Heulen fort für fort". Das Zähneziehen stünde für seine Niederlage und die Befreiung der Protestanten.
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18Material/Technik18Material/Technik
19Kupferstich19Kupferstich, Radierung
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21Maße21Maße
22Blattmaß: 258 x 224 mm; Bildgröße: 141 x 221 mm22Blattmaß: 258 x 224 mm; Bildgröße: 141 x 221 mm
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27- Hergestellt ...27- Hergestellt ...
28 + wann: 163228 + wann: 1632
29 + wo: [Deutschland](https://st.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=209)29
30- Wurde abgebildet (Akteur) ...
31 + wer: [Johann T’Serclaes von Tilly (1559-1632)](https://st.museum-digital.de/people/62764)
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33- Wurde abgebildet (Akteur) ...
34 + wer: [Gustav II. Adolf von Schweden (1594-1632)](https://st.museum-digital.de/people/1070)
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31## Literatur36## Literatur
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42## Links/Dokumente47## Links/Dokumente
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44- [Wikipedia zu Johann ’t Serclaes von Tilly](https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_%E2%80%99t_Serclaes_von_Tilly)49- [Andere Fassung des Flugblattes bei Wikimedia](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:14_003854B_001.jpg)
50- [Andere Fassung des Flugblattes in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel](https://diglib.hab.de/drucke/ih-183/start.htm)
51- [Gleiche Fassung des Flugblattes bei Alvin](https://www.alvin-portal.org/alvin/view.jsf?dswid=-3471&searchType=STILL_IMAGE&query=&aq=%5B%5B%5D%5D&aqe=%5B%5D&af=%5B%22CRP_facet%3A1600%22%2C%22PER_PID%3Aalvin%5C%5C-person%5C%5C%3A5323%22%5D&pid=alvin-record%3A96728&c=37#alvin-record%3A96728)
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46## Schlagworte53## Schlagworte
4754
48- [Dreißigjähriger Krieg](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=9156)55- [Dreißigjähriger Krieg](https://st.museum-digital.de/tag/9156)
49- [Druckgrafik](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=7950)56- [Druckgrafik](https://st.museum-digital.de/tag/7950)
50- [Einblattdruck](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=16732)57- [Einblattdruck](https://st.museum-digital.de/tag/16732)
51- [Krieg](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=1520)58- [Flugblatt](https://st.museum-digital.de/tag/9548)
52- [Satire](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=4227)59- [Krieg](https://st.museum-digital.de/tag/1520)
53- [Spott](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=16838)60- [Satire](https://st.museum-digital.de/tag/4227)
54- [Söldner](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=10631)61- [Spott](https://st.museum-digital.de/tag/16838)
55- [Tabak](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=892)62- [Söldner](https://st.museum-digital.de/tag/10631)
56- [Zahnarzt](https://st.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=3067)63- [Tabak](https://st.museum-digital.de/tag/892)
64- [Zahnarzt](https://st.museum-digital.de/tag/3067)
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61Stand der Information: 2021-07-28 13:54:4169Stand der Information: 2024-05-10 13:41:43
62[CC BY-NC-SA @ Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)70[CC BY-NC-SA @ Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Objekt aus: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Seit 1904 ist in der Moritzburg das hallesche Kunstmuseum untergebracht, zunächst nur mit seinen kunsthandwerklichen Beständen, ab 1921 auch mit der...

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