Lesefund von einer kaiserzeitlichen Siedlungs-Fundstelle: Kupfer-As mittig durchlocht; Vorderseite: Kopf des Augustus mit Lorbeerkranz nach rechts, Umschrift: "CAESAR - PONT MAX. Caesar Pontifex Maximus". Unter dem Kinn ein Gegenstempel in viereckiger Form mit der Prägung VAR in Ligatur (Leserichtung um 90° nach rechts gedreht; "VAR" = Werz Typ 227.1/1); Rückseite: "ROM ET AVG" - Der Altar der Roma und des Augustus bei Lugdunum (heute Lyon) (Lugdunum Serie 1), flankiert von Säulen, auf denen Victorien einander gegenüberstehen. Die Altarfront ist mit dem Eichenkranz (corona civica) zwischen Lorbeerzweigen und männlichen Gestalten (Lares?) dekoriert.
Der Gegenstempel gibt im Monogramm die Buchstaben V, A und R wieder. Er ist mit P. Quinctilius Varus, dem Statthalter der Germania inferior zu verbinden. Im Jahre 7 n. Chr. trat dieser sein Amt an und wurde zwei Jahre später im Herbst des Jahre 9 n. Chr. mit drei Legionen, Hilfstruppen und Tross (ca. 25.000 Soldaten) bei Kalkriese vernichtend geschlagen. Im Zusammenhang mit Geldgeschenken oder Sonderzahlungen ist die Schlagmarke verwendet worden. Sie nennt den Spender und ist entsprechend als VAR(i) zu lesen. Hiermit kontermarkierte Münzen sind als „Gabe des Varus“ zu verstehen. Zu welchem speziellen Anlaß derartige Geschenke verteilt wurden, geht aus den uns überlieferten Quellen jedoch nicht hervor. Durchaus denkbar ist aber, daß sich innerhalb seiner Amtszeit mehrere Gelegenheiten boten, zu denen kontermarkierte Münzen ausgegeben werden konnten. Die meisten Fundmünzen mit diesem Gegenstempel stammen aus den römischen Militärlagern am Niederrhein und einige aus dem Stammesgebiet der Cherusker.
Die Münze wurde später zum Anhänger durchlocht und damit entwertet. Verwendung fand sie nun in der Altmark als Schmuckstück oder Trophäe – wohl auch hinsichtlich der Tatsache, dass im sog. freien Germanien keine Geldwirtschaft existierte.
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