Bei dieser Skulptur aus der Dorfkirche von Mehmke in der westlichen Altmark handelt es sich um eine in spätgotischer Zeit umgearbeitete hochgotische Madonna.
Der Korpus wurde um 1300 – vermutlich in der Altmark oder dem nördlichen Niedersachsen - aus weichem Laubholz gearbeitet, die um 1480/90 ergänzten Köpfe aus Eichenholz. Auf der Figurenunterseite befinden sich drei Dübellöcher - vermutlich war die Figur auf einer Plinthe oder in einem Schrein befestigt. Rückseitig ist die ausgehöhlte Figur durch ein Brett geschlossen. Auf der Oberseite des Madonnenkopfes befindet sich kein Zapfen.
Das Kind sitzt frontal auf dem Schoß der thronenden und sehr aufrecht sitzenden Madonna, es lehnt sich stark zur Seite und hat die Hand auf die Brust der Mutter gelegt. Die Knie Marias sind aneinandergesetzt, unterhalb gibt es streng vertikale Falten. Der Thron ist sehr einfach als Quader dargestellt.
Die um 1480/90 erneuerten Köpfe erscheinen im Verhältnis zu groß. Sie sind oval bis rund und lieblich geschnitten. Nasen und Münder sind klein, die Augen verhältnismäßig groß, was den Gesichtern etwas Puppenhaftes verleiht. Die Köpfe sind von einem der (altmärkischen?) Schnitzer des Mehmker Retabels geschaffen worden, der offenbar den Auftrag hatte, die hochgotische Madonna zu modernisieren und möglicherweise in ein neues Retabel zu integrieren. Für ihn sind neben den charakteristischen Gesichtern eine besonders exakte Arbeitsweise und äußerst vollendete, detailreiche Ausarbeitung aller Formen kennzeichnend.
Die Madonna selbst ist mit den erstaunlich zahlreichen kleinformatigen hochgotischen Madonnen zu vergleichen, die sich in der westlichen Altmark erhalten haben und zu einer sehr frühen, vielleicht der ersten, Ausstattungsphase der Dorfkirchen gehörten.
Die Fassung ist ebenfalls mehrphasig. Der sichtbare Mantel Marias ist grün, im Fußbereich gibt es einen Streifen, bei dem es sich um verschwärztes Zwischgold handeln könnte, darunter – als Saum – einen tiefschwarzen Streifen (oxidiertes Silber?). Das Kleid Mariens zeigt Spuren von Preßbrokat, das der zweiten Phase angehören dürfte. Auf dem Gewand des Kindes sind rote Farbspuren feststellbar.
Denkbar wäre, dass die hochgotische Madonna – selbst gering dimensioniert – einen eigenen kleinen Heiligenschrein mit Halbfiguren bekam, als vermutlich gegen Ende des 15. Jhdts. ein neues, größeres Retabel angeschafft wurde.
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