Ein Astrolabium (griechisch astrolabos – Stern-Erfasser) ist ein zweidimensionales Modell des Himmels, mit feststehender Erde und sich drehendem Sternenhimmel. Es ermöglichte die Demonstration von Himmelsbewegungen und diente astronomischen und astrologischen Berechnungen. Astrolabien sind zum einen Meisterwerke der Handwerkskunst und zum anderen üben sie durch ihre Handhabung auf Kenner eine gewisse Faszination aus. Bekannt seit der Spätantike, wurden sie vor allem in der islamischen Welt genutzt. Durch Kontakte zwischen Christen und Muslimen tauchte das Instrument im 10. Jahrhundert im christlichen Europa auf, jedoch wurde es zunächst als „Teufelsding“ eingeordnet. Bis ca. 1650 entwickelten sich verschiedene regionale Traditionen, die sich u.a. in der Formgebung der Rete zeigen. Im 15. und 16. Jahrhundert bildeten sich Paris, Wien, Nürnberg, London und Löwen als Herstellungszentren aus. Die kunstvoll gefertigten Geräte dienten als Renommierstücke des Adels, später in den Händen des Bürgertums wurden sie vorwiegend genutzt, um Horoskope zu erstellen. Meist handelte es sich bei ihnen um personenbezogene Auftragswerke. Im Zuge der Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes von Nikolaus Kopernikus (1473-1543) wurden im 17. Jahrhundert Astrolabien als Relikte vergangener Zeit gewertet. Auch die Forderung nach größerer Präzision der Messungen und Berechnungen, ließen den Glanz dieser Instrumente bald verblassen.
Das Exemplar aus dem Museum Schloss Neuenburg diente für astrologische Prophezeiungen. So ist für die einzelnen Tierkreiszeichen zu erfahren, wann es günstig ist zu bauen, zu heiraten oder sich die Haare schneiden zu lassen. Des Weiteren kann man ablesen, an welchen Körperteilen Menschen eines bestimmten Sternzeichens anfällig für Krankheiten sind. Dieses handwerklich herausragende Astrolabium wurde 1596 wohl in Nürnberg gefertigt. Es diente sicherlich als Repräsentationsstück seines gebildeten Auftraggebers und ist somit Zeugnis von humanistischer Gelehrsamkeit und erwachtem naturwissenschaftlichen Interesse im 16. Jahrhundert.
(Monika Markwardt)