Porträt von Samuel von Cocceji. Der in Heidelberg geborene Rechtsgelehrte ist hier als fast Ganzfigur dargestellt. Er mustert den Betrachter mit kritischem Blick. Sein Haupt ziert eine gelockte Perücke mit einer Locke, in der er ein Knoten eingearbeitet ist. Seine Kleidung ist sehr prächtig: ein langer Mantel mit reichlichen Verzierungen an den Säumen, darunter eine rockähnliche Weste mit Taschen und Blumenmuster. Rechts sieht man an seiner Hüfte den Knauf eines Schwertes. Seinen linken Arm stützt er auf einen Stuhl neben sich mit Vorhang darüber. Die rechte Hand hält Papiere, die er anscheinend gerade auf einem Pult links neben ihm ablegen möchte. Links im Hintergrund steht ein Regal voller Bücher und rechts erhascht man einen Blick nach draußen auf ein Haus. Das Bildnis ist rechteckig gefasst mit Blattverzierungen an den Ecken oben. Unten prangt in der Mitte ein Wappen in einer Kartusche. Darunter ist eine fünfzeilige, lateinische Beschriftung zu lesen mit den einzelnen Tätigkeiten des Dargestellten.
Samuel von Cocceji übte ab 1702 das Amt eines Professors an der Universität Viadrina aus. Danach war er Kammergerichtspräsident. Unter Friedrich Wilhelm I. versuchte er ab 1738 bereits erste Ideen seiner Rechtsreformen durchzubringen, doch dem König waren seine Maßnahmen zu radikal. Erst Friedrich II. stellte ihn ab 1741 in seine Dienste und beauftragte ihn zunächst mit der Neuordnung der preußischen Rechtsverhältnisse im eroberten Schlesien und schließlich auch für Preußen. Er wurde 1747 Großkanzler und für seine Verdienste von Friedrich II. 1749 in den Freiherrenstand erhoben.
Das Blatt wurde als Schabkunst von dem in Augsburg tätigen Stecher und Verleger Johann Jakob Haid (1704-1767) ausgeführt. Die Vorlage lieferte ihm ein Gemälde der polnisch-deutschen Porträtmalerin Anna Rosina de Gasc (1713–1783), auch als Anna Rosina Lisiewska bekannt. Das Gemälde entstand 1737 und befindet sich momentan im Schloss Nieborów in Polen. Haid veröffentlichte das Blatt in Jakob Bruckers Publikation: "Bilder-sal heutiges Tages lebender, und durch Gelahrheit berühmter Schrifft-steller (...)" (Augsburg 1741). 1743 wurde das Blatt prompt von Johann David Schleuen d.Ä. (1711-1774) nachgestochen. Viele Sammlungen, darunter die Staatsbibliothek zu Berlin oder das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, besitzen ein Exemplar des Blattes.
Signatur: Rosina Lysiesky pinxit. I. Iacob Haid, sculps. et excud. Aug. Vindel.
Beschriftung: SAMUEL L. B. COCCEII, S. Reg. Majest. Boruss. Sanctioris Consilii atque Status. Minister, Tribunalium omnium tam Ecclesiasticorum qua civilium Praeses primarius, Dynasta in Wussecken, Kleist, Kepkov, Laas, etc.
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