Eine junge Frau mit längeren, lockigen Haaren, die locker zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden sind, lehnt sich mit dem rechten Arm an einen höheren Rosenstrauch. Sie ist völlig unbekleidet, der Kopf ist nach unten links geneigt, die Augen niedergeschlagen. Während der rechte Arm sich locker auf den Strauch lehnt, faßt die linke Hand tastend unter ihre sich entwickelnde linke Brust. Die Oberfläche der Skuptur ist durchgängig glänzend poliert, im Gegensatz dazu steht der Rosenstrauch mit einer Vielzahl an sich öffnenden Rosenblüten. Der Strauch ist sowohl zu beiden Seiten, also auch in der Hinteransicht der Skulpur äußert üppig ausgeformt und enthält eine große Anzahl an Rosenknospen.
Die Darstellung reiht sich mühelos ein in Walter Schotts um 1900 entstandenen Plastiken von jungen Frauen, die eine verschämte Erotik stilisieren und den scheinbar sublimierten sexuellen Ausbruch aus der wilhelminischen Gesellschaft zum Inhalt haben. Auch die bekannte "Kugelspielerin" gehört zu diesem Reigen von Jugendstilfiguren, mit denen offenbar einem gesellschaftlichen Bedürfnis entgegengekommen wurde.
Schott äußert sich selbst über das Werk in seiner Selbstbiographie: "Ich hatte eine Statuette "Erblüht" geschaffen: eine jungfräuliche Gestalt, an einem mit Rosen umwachsenen Felsen stehend, betrachtet ihren knospenden Busen.
Dieses Figürchen hatte in München viel Anklang gefunden. Es stand auf der großen Ausstellung, die der Kaiser ein Jahr vorher besucht hatte, im Ehrensaal und war zehnmal verkauft. Dies war am Postament vermerkt worden. Also der Kaiser betrat mein Atelier, blickt ringherum, entdeckte in einer Ecke auf einem Postament das Modell dieser für den Former zerschnittenen Figur, blieb plötzlich stehen und fragte mich: 'Sagen Sie ma, lieber Schott, ist denn das nicht das Figürchen, das Sie in München im vorigen Jahre ausgestellt hatten? Warten Sie mal einen Augenblick, das stand im Ehrensaal, das war zehnmal verkauft und Sie haben die Figur genannt: "Erblüht"! Stimmt das?' - Ich konnte nur meine Verbeugung machen und sagen: 'Jawohl, Majestät, das stimmt ganz genau.' - 'Na sehn Se woll, das ist mir in der Erinnerung haftengeblieben, nun zeigen Sie mir mal Ihre anderen neuen Arbeiten.'"
Christian Juranek
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