Reiseuhren im Typus der Tischuhren des 16. und 17. Jahrhunderts wurden bis ins 20. Jahrhundert hergestellt, jedoch von einfacherem Äußeren. Auch sie sind Bestandteil der Stiftung Hüttel von Heidenfeld. Diese Uhren mit Schlagwerk konnten in eigenen lederbeschlagenen Holzkoffern oder ähnlichen Behältnissen auf Reisen mitgenommen werden. Sie wurden zuerst in Frankreich gefertigt. Der rechteckige Gehäuserahmen besteht aus vergoldeter Bronze und ist reich mit graviertem Rankenwerk (Akanthus, Blüten, Blätter) verziert. Bis auf die rückwärtige Tür ist das Gehäuse rundum verglast. Oben ist ein schwenkbarer Tragegriff angebracht. Die Uhr besitzt ein rundes emailliertes Zifferblatt mit römischen Ziffern und zwei lanzettförmigen verbläuten Zeigern. Die drei Aufzüge an der Rückseite sind verschließbar. Hier hat sich glücklicherweise der zweiseitige Schlüssel erhalten, der in den meisten Fällen fehlt. Nach dem Öffnen des Klappdeckels und der Herausnahme einer Art Schiebetür ist das Zifferblatt auch im Koffer ablesbar. Die Reiseuhr enthält die Signatur PAUL GARNIER PARIS, Nr. 2697 und ist um 1850 entstanden. Paul Garnier war ein exzellenter Uhrenhersteller. Von ihm befinden sich 60 Uhren in der Sammlung des Pariser Louvre.
(K. Ebert)
Reiseuhr mit Koffer
Beschreibung
Material/Technik
Reiseuhr: Bronze, vergoldet, graviert, Glas, Emaille, Metall, Messing; Koffer: Holz, Leder
Maße
Reiseuhr: H 15,3 cm, B 9,1 cm, T 7,8 cm; Koffer: H 16,1 cm, B 11 cm, T 10,1 cm
Inventarnummer
[MSN-V 11646 H]
Gehört zu
Literatur
- Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V. (2003): Unsere Neuenburg, Heft 4. Mitteilungen des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V. Freyburg (Unstrut), S. 51 f.
Laufende Ausstellungen
Die Dauerausstellung „Wunder-Werk–Taschen-Uhr“ lädt ein in die faszinierende Welt von Zeit und Uhr. Über einhundert historische Zeitmesser aus vier Jahrhunderten werden präsentiert. Gestiftet wurde die Sammlung durch den Freundes- und Familienkreis um Peter Hüttel von Heidenfeld, damit diese wertvollen Uhren öffentlich bewundert werden können. Sie belegen handwerkliche Meisterschaft und menschlichen Erfindergeist. Zugleich ist jedes Stück ein kleines Kunstwerk. In den Uhren spiegelt sich Kunst- und Technikgeschichte wider. Sie haben aber auch eine geistes-, sozial- und wirtschaftshistorische Dimension – „Zeitgeschichte“ also im besten Sinn des Wortes. Die Exponate werden durch einzelne Zeitmesser aus dem eigenen Bestand, wie Standuhren, einer Sonnenuhr, einem Astrolabium und einem Räderuhrwerk ergänzt.
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