Der KARZER war eine Arrestzelle für Gymnasiasten und Studenten. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war eine Haftverbüßung von Schülern und Studenten zulässig. Erst zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Karzerhaft als Strafmaßnahme in Universitäten ganz abgeschafft.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts sank der Respekt vor dieser Einrichtung rapide. Karzer wurden von den Insassen regelrecht ausgemalt und der Karzerwächter (Pedell) ließ nur diejenigen "Verzierungen" entfernen, die er bemerkte, wenn er
jemanden auf frischer Tat ertappte. Alles andere wurde belassen und die Karzer nahmen bald besondere Gestalt an.
Unsere hölzerne KARZERTISCHPLATTE aus der Stiftsschule ist nur von ihrer Unterseite eingeritzt und beschrieben. Meist sind es Namen. Sie sollten sicher nicht gleich entdeckt werden.
Für manche Einschnitte war bestimmt ein Werkzeug und viel Zeit nötig, was auch Rückschlüsse auf die Höhe des Strafmaßes zulässt.
Der Karzer der Zeitzer Stiftsschule befand sich in einer der Mönchszellen über dem Kreuzgang des Franziskanerklosters.
1260 wurde das Franziskanerkloster am Steinsgraben zum ersten Mal erwähnt.
1541 Säkularisierung des Klosters
1541 Verlegung der seit 1140 bestehenden Lateinschule (Stiftsschule) in das Franziskanerkloster
1580 Zeitzer Gelehrtenschule (lidus literaris apud Cicensis)
1581 Gymnasium Cicensis1827 Siftsgymnasium
1932 aus dem Siftsgymnasium und der Oberrealschule (ab 1906 in der Humboldtstraße) wird das Stiftsrealgymnasium.