Dargestellt ist der Kopf eines kahlen Greises. Der zahnlose Mund ist geöffnet. Die offensichtlich zum Rechnen genutzten Finger sind wie kleine Tentakel oder Klauen gestaltet, die scheinbar von zwei rechten Händen stammen. Sie wirken in ihrer gegenseitigen Verschlingung nutzlos für das Rechnen.
Das Bild ist hauptsächlich aus waagerechten Linien aufgebaut, teilweise durchbrochen von senkrechten und schrägen Strichen.
Die Radierung basiert auf einer nahezu identischen Zeichnung. Die Grafik wurde 1929 als verspätete Jahresgabe für das Jahr 1928 an die Schweizerische Graphische Gesellschaft verschickt. Das Blatt stieß aber scheinbar auf wenig Begeisterung, da mehrere Mitglieder ihre Kopien zerstörten. Ernst Kreidolf (1863-1956), ein Mitglied der Gesellschaft, schrieb dazu in sein Tagebuch: "Wenn ich meinen Austritt erklären werde, schreibe ich: Ich kann nicht mehr mitmachen, es wird mir allmählich zu pathologisch. Ich bin der Meinung, solche krankhaften Erscheinungen wie zB Klee sollten, auch wenn ihre Produktionen gewisse ästhetische Reize haben, bekämpft, nicht gepflegt werden. Dieser rechnende Greis ist einfach kindisch."
Innerhalb des Kleeschen Gesamtwerks gehört „Rechnender Greis“ zu den sogenannten Streifen- oder Lagenbildern. Dabei entwickelte Klee neue Konstruktionsprinzipien für seine Bilder, die sich z.B. an geometrischen Teilungsverhältnissen wie der sogenannten Cardinalprogression orientieren. Vor allem nach seiner Ägyptenreise im Winter 1928-1929
zeigt sich dieses Konstruktionsprinzip bei etwa 60 Werken Klees.
Das Blatt ist unten links signiert. Es ist das 128. Exemplar einer Gesamtauflage von 130 Radierungen.
Unten rechts auf dem Blatt steht die Widmung: “für Herm Dr Klumpp zur Erinnerung an ein paar Berner Tage 1935 K“