Schlichter, massiver dreigeschossiger Standseitenschrank in Form eines Giebelschranks mit drei vertikal übereinander folgenden Türen. Die Front besteht aus Eiche, die Seitenwände, Böden und das Dach aus Fichte. 16 resp. 17 eiserne Langbänder umziehen horizontal den Korpus, an den Türen zum Öffnen unterbrochen. Die dicken Bretter sind stumpf mittels langer Eisennägel aneinandergefügt. Alle Böden sind original in die Seitenwände eingegratet. Die horizontalen Querstreben zwischen den Türen der Front verbinden sich mit den seitlichen vertikalen Bohlen mittels großer Schwalbenschwänze. Abweichend besteht die untere Querverbindung aus Überplattung und Nagelung. Die Falz der Türrahmen entstand durch Abarbeiten ca. der Hälfte der Brettdicke mittels Sägen und Spalten. Die Bretter wurden mit dem Schrubhobel geglättet - die Werkzeugspuren sind innen in Form von parellelen Rillen erkennbar.
Wenngleich die Langbänder die Konstruktion stabilisieren, ist ihre große Anzahl unnötig. Sie dienten daher dem sicheren Schutz des Inhalts. Der Schrank bildete einen Tresor. Sie stellen zudem den einzigen Dekor dar, der im Giebel besonders ausgearbeitet ist: Dort enden sie in Blüten und Blättern, die einst effektvoll mit rot gefärbten Stoffunterlagen hervorgehoben und ergänzt wurden. Diese Stoffunterlagen standen ca. 1 cm weit hervor, wurden aber später entlang den Konturen der Eisenbänder abgeschnitten; davon zeugen Schnittspuren im Holz.
Von den einst sieben Schlössern haben sich an der mittleren Tür ein originales, funktionstüchtiges Schloss mit doppelter Verriegelung (Schmetterlingsschloss) und ein Vorhängeschloss, wohl 16. Jahrhundert, sowie an der unteren Tür ein Schließhaken für ebenfalls ein doppeltes Schloss erhalten.
Das Innere des Schrankes war mit floral bedrucktem Papier bezogen (DS450a) , dessen Dekor auf eine Entstehung im 18. Jahrhundert weist. Diese spätere Ausstattung mit Dekorpapier weist auf eine Verwendung des Schrankes zu Präsentationszwecken in dieser Zeit.