Das Aquamanile in Gestalt eines Löwen diente als liturgisches Gefäß für die rituelle Händewaschung im Halberstädter Dom.
Es ist eine kraftvolle Löwengestalt mit ausgebildeten Rippen, stämmigen Beinen mit angedeutetem Haarkleid und kleinen Pranken. Das ausdrucksstarke Haupt wird durch eine über Kopf- und Brust ausgebreitete Mähne, ein Maul mit gebleckter Zahnreihe, punzierte Barthaare, geblähte Nüstern, schräg gestellte Augen und nach vorn aufgestellte Ohren betont. Die Eingussöffnung mit Deckel und Scharnier befindet sich auf dem Löwenkopf und die Ausgusstülle für das Wasser zwischen den Zähnen. Ein gekrümmter Drache im Rücken des Löwen dient als Griff.
Als gestalterisches Vorbild für derartige Gießlöwen dient vor allem in den charakteristischen Details das Braunschweiger Löwendenkmal. Hinzu kommt eine stilistische Nähe zum Taufbecken des Hildesheimer Domes, was eine Datierung des Gießlöwen in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und die Zuschreibung der Gusswerksatt nach Hildesheim zulässt.