Flugblatt von 1640/1650 mit dem Hahnrei-Motiv des betrogenen Ehemannes
2 Spalten, gereimte Bildinschriften; 2, 6 und 12 Knittelverse, 2 Alexandriner
Ein Mann mit Brille, Hörnern und Eselsohren reitet auf einem Hahn. Er hält die rechte Hand erhoben, der kleine und der Zeigefinger weisen nach oben. Sein Kopf ist bezeichnet mit "Becco Cornuto" (ital. "ich bin der Hahnrei/ gehörnte Ehemann"), darunter ist eine kleine Hand abgebildet. Im Hintergrund befindet sich das Hahnrei-Regiment, in dem lauter gehörnte Männer auf Hähnen reiten.
Unter der Abbildung steht in zwei Spalten ein kurzer Text mit einer Art Hahnrei-Wappen dazwischen, auf dem ein Mann zu sehen ist, der sich die Augen zuhält. Das Flugblatt verspottet den betrogenen Ehemann.
Die Hörner sind ein allgemein bekanntes Symbol des Betrogenen. Sie werden auf die Legende des Minotauros zurückgeführt. Da sein Vater Minos den Meeresgott Poseidon hinterging und einen weißen Stier, den dieser ihm sandte, nicht opferte, veranlasste Poseidon die Mutter, sich in diesen Stier zu verlieben. Sie gebar daraufhin Minotauros, der halb Mensch, halb Stier war und Symbol für die Untreue der Mutter wurde.
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit verwendete man auch den Begriff des "Hahnrei" für den gehörnten Ehemann, dessen Frau fremdgegangen ist.