Das Paar schwarzbraune Herrenschuhe aus der Mitte des 19. Jahrhunderts trägt den Stempel des Heimatmuseums Gröbzig. Der Schaft besteht aus zwei Teilen, dem Vorderblatt und dem Hinterblatt. Die Spitzen sind gerade weit ausgezogen, stark karreeförmig geformt und leicht aufgebogen. Das Paar hat eine nicht sichtbare Vorder- und Hinterkappenverstärkung. Das Innenfutter und die Decksohle sind rot. Die Schnürsenkel sind aus Zwirn - von einer späteren Behelfsreparatur? Die Laufsohle hat zwei Punzierungen und längs unter dem Rist Reihen feiner heller Zierpunkte. Sie lässt eine Rechts-Links-Orientierung erkennen, die am Schaft nicht erkennbar ist. Laufsohle und Blockabsatz sind aus mehreren Lederlagen aufgebaut und ringsum genagelt. Ballen und Absatzfleck weisen eine zusätzliche dünne, hellbraune Lederlage auf. Das stegartig abgerundete Gelenk ist verstärkt. Das Schuhpaar befindet sich sozusagen auf dem Weg zur Rechts-Links-Unterscheidung, die erst am Ende des 19. Jahrhunderts ganz vollzogen wird. Seit 1830 waren karreeförmige Schuhspitzen bis etwa 1880 verbreitet.
Das Heimatmuseum Gröbzig ist heute das Museum Synagoge Gröbzig mit einer Ausstellung zur Gröbziger Heimatgeschichte und ihrer jüdischen Geschichte, neu eröffnet 1988. Weil sich ab 1871 die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde vor Ort stark verringert hatte, wurde die Synagoge bereits 1934 der Stadt zur musealen Nutzung übergeben, was wohl ihre Zerstörung 1938 verhinderte. Sie brachte im Gebäude die heimatgeschichtliche Sammlung unter.