Seit 1788 war der Landschaftsmaler Weitsch Inspektor der herzoglich-braunschweigischen Gemäldegalerie in Salzdahlum. In seinen letzten Lebensjahren war der Galerieinspektor nicht nur mit eigenen Werken in der Galerie vertreten, sondern darüber hinaus mit seinem Porträt, gemalt von seinem Sohn Friedrich Georg, einem der tüchtigsten Bildnismaler seiner Zeit, das sich heute im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig befindet. Der Niobidenkopf, die leere Leinwand, Griffel und Kneifer sind fest verankert in der Tradition des Künstlerporträts. Sensation macht weniger dieses konventionelle Programm als vielmehr die Unmittelbarkeit, in welcher der alte Weitsch dem Betrachter seinen Kopf und die erhobene Hand mit dem Leuchter entgegen reckt. Der famose Lichteffekt stellt die Virtuosität des Malers unter Beweis. Für seinen Vater nimmt er das Licht als Gleichnis für den hellen Geist und die wachen Sinne als die maßgeblichen Seelenkräfte der Aufklärung in Anspruch. Innerhalb der Tradition des Künstlerporträts ist das Licht auch als Metapher für das Genie zu verstehen. Vermutlich war es dieses Porträt, dem der Dichter Gleim im Dezember 1802 die Verse widmete: „Mein Sohn hat mich gemalt! / Sagt er und bittet jeden / Das schöne Bild zu sehn! / Wer‘s sieht, der hört es reden.“ Allerdings sprach der Dichter hier nicht die anspruchsvolle gedankliche Fracht an, sondern den alten Topos des redenden Porträts, den er oft behandelte.
Friedrich Georg Weitsch hat seinen Vater oft gemalt und sich bei diesem Charakterkopf immer wieder selbst übertroffen. Einen kongenialen Schabstich des Porträts des Vaters mit dem Leuchter schuf Carl Schröder, Sohn des Salzdahlumer Schlossverwalters und Schwager Friedrich Georg Weitschs.