Dieser Schulterumhang aus der Zeit um 1900 ist vermutlich Konfektionsware. Das Grundmaterial bildet Filz aus Mischfaser (Baumwolle, Ramis?, Kunstfaser), welcher mit Taft belegt ist.
Für das Durchbruchmuster wurden zunächst die beiden Schichten mustergerecht mit der Maschine zusammengenäht. Dabei wurden Gimpen mit aufgenäht (Gimpen: mit feinerem Faden aus Seide oder Kunstseide dicht umsponnene dickere Einlagefäden/Seelen, z.B. aus Baumwolle, verwendet für Posamentenspitze). Danach wurden die Zwischenräume ausgeschnitten, die Schnittkanten sind noch sichtbar.
An den Seiten hat der Umhang je einen großen Ausschnitt mit Tülleinsatz, auf welchem sich wiederum florale Ornamente aus demselben Material befinden.
Die Vorderkanten sind mit einer Rüsche aus Crèpe de Chine belegt - einem feinen, durchsichtigen Seidenstoff aus wenig gedrehtem Kettmaterial und stark gedrehten Schußfäden. Der Halsausschnitt ist ebenfalls mit einem stark gerüschten Crèpe-de-Chine-Streifen besetzt. In der hinteren Mitte ist eine Schleife aus einem seidenen Ripsband aufgenäht.
Der Verschluss erfolgt mit Haken und Ösen an den tief nach unten gezogenen Vorderkanten.
Die Unterkante ist mit Taft eingefaßt, an welchem wahrscheinlich ursprünglich Rüschen befestigt waren (nicht mehr vorhanden). Die Schultern sind durch eine Naht ausgeformt.
Das Stück gehört zum Altbestand des Genthiner Museums, eine Herkunft (Nutzung) aus dem Elb-Havel-Gebiet ist somit wahrscheinlich.