Dargestellt ist das Schloss wohl kurz nach Beendigung der Arbeiten am Umbau des Äußeren um 1871, und zwar aus dem Tale den Berg hinauf, auf welchem das Schloß liegt. Unten spielen zwei Kinder mit einer weißen Katze, sichtbar sind der Kirchturm wohl von der Theobaldikapelle Nöschenrode, ein alter Fachwerkgiebel, Weinlaubengestänge und einige Dächer, die auch für die genaue Lokalisierung Anhaltspunkte geben. Links ist ein Extra-Bild mit einer Ansicht des Rathauses von Wernigerodes, vor welchem auch der Wohltäterbrunnen zu erkennen ist, eingefügt. Diese Rathaus-Ansicht hatte sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einem Wiedererkennungsmerkmal Wernigerodes entwickelt: Zu den pittoresken Giebeln des Rathauses traten nun die des Schlosses über der Stadt.
Die Darstellung ist auf der Rückseite mit Schrift bedruckt (S. 74) und stammt wohl aus einer alten Zeitung, vielleicht der Leipziger Illustrierten Zeitung. Zwei Linien rahmen die beiden zu einem vereinigten Bilder, die bezeichnet sind: "Ein Idyll im Harz: Wernigerode. / Nach einer Originalzeichnung." Wernigerodes Ruf als idyllische Kleinstadt, die schon durch die zahlreichen Abbilder vom Rathaus und der den Markt umgebenden Fachwerkbauten befördert worden war, erhielt nun durch den Schlossbau und dessen idyllische Inszenierung Verstärkung. Der Künstler der Vorlage ließ sich nicht ermitteln, aber wir wissen, dass etwa die Leipziger Illustrierte Zeitung namhafte Maler für die Fertigung ihrer Zeichnungen beschäftigte. Mi. u. in der Darstellung findet sich das Monogramm des Holzschneiders "X. A. W. A.", halb darüber "DO 355".