Paul Goesch hinterließ ein umfassendes farbiges Werk figürlicher Malerei, welches im Besonderen nach seinen schlimmen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg eine symbolisch aufgeladene Expressivität erfuhr. Neben alltäglichen und architektonischen Motiven widmete er sich auch religiöser Thematiken. In dieser Weise schuf er für die 2. Mappe des dritten Jahrgangs der Zeitschrift "Die Schaffenden" die Lithografie "Anbetung".
Die Druckgrafik zeigt eine Apsis in der auf einem Stuhl die Heilige Mutter Maria sitzt und von sechs Engeln angebetet wird. Die Krone auf ihrem Kopf verweist auf die kunsthistorische und christliche Bildtradition der "Krönung Mariens", in der Maria als "Königin der Engel", "Himmelskönigin" und in den Himmel aufgenommene Mutter des Herrn versinnbildlicht wird. Die Verehrung als Königin des Himmels wird von den sechs Engeln gefestigt.
Die Mappe "Die Schaffenden" wurde im Jahr 1915 von Paul Westheim und dem Literaturverleger Gustav Kiepenheuer gegründet. Der Titel "Die Schaffenden" gibt programmatisch den Inhalt jener Mappen wieder, denn veröffentlicht wurde vor allem junge, zeitgenössische Kunst des innovativen Zeitgeistes. So waren in den Mappen des zweiten Jahrganges etablierte Künstler wie Karl Schmidt-Rottluff und George Grosz neben Nachwuchskünstlern wie Carl Crodel und Hans Orlowski vertreten.