Aus der Schenkung Thierbach stammen einige großformatige Ansichten von Stolberg/Harz, der Heimat des Malers Richard Thierbach. Das Markenzeichen von Stolberg sind die vielen Fachwerkhäuser im Renaissancestil. Um das Jahr 1000 entstand der Ort als Bergmannsiedlung. Hier wurden Eisen, Kupfer, Silber, Zinn und Gold gefördert. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1210 im Zusammenhang mit dem dort ansässigen Grafengeschlecht.
Das Stolberger Schloss, das sich auf einem Bergsporn erhebt, liegt zwischen dem Ludetal und dem Kalten Tal. Es ist ein aus mehreren Bauteilen zusammengefügtes, annähernd vierflügliges Ensemble. Der Baumeister Andreas Günther aus Halle führte die Umbauarbeiten zum Renaissanceschloss durch. Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss zur barocken Residenz umgebaut. Unter der imposanten Schlossanlage liegt die Kirche St. Martini. Das Kirchenschiff war eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika der frühen Gotik, erbaut im Zeitraum von 1300 bis 1350. Der westlich angeschlossene Glockenturm stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist ein romanisches Bauwerk. Die jetzige Gestalt ist durch Um- und Ausbauten entstanden.
Dicht an dicht gedrängt stehen die Häuser, von denen vorrangig die roten Ziegeldächer zu sehen sind, in zwei Straßenzügen. Umschlossen ist die Stadt von Wiesen, Feldern und bewaldeten Berghängen. Mit der Darstellung der Stadtansicht von Stolberg schuf Richard Thierbach auch ein historisches Zeugnis.
Das Bild ist unten links signiert: "Thierbach, 1930"
Richard Thierbach wurde 1860 als Sohn eines gräflichen Beamten in Stolberg/Harz geboren. Er verstarb 1931 in Stolberg/Harz. In Nordhausen erlernte er den Beruf eines Lithographen. Ab 1880 begann er seine Ausbildung an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar. Thierbachs wichtigster Lehrer war der Landschaftsmaler Professor Theodor Hagen. Richard Thierbach bekam ein Stipendium und zum Abschluss seines Studiums die Akademische Goldene Medaille. Bei Eugen Bracht setzte er seine Ausbildung 1886/87 in Berlin fort. Er beteiligte sich an Ausstellungen und konnte vom Verkauf seiner Bilder recht gut leben. Museen, wie die Sammlung "Neue Meister" in Dresden oder die Pinakothek in München kauften Bilder von ihm an. Er war vertreten auf den Wiener Jahresausstellungen 1884, 1888, 1891 und 1892, auf den großen Berliner Kunstausstellungen 1886, 1887, 1889, 1891, 1892, 1894 bis 1898 und auf den Münchener Kunstaustellungen 1889 bis 1892. Auf der Weltausstellung in Chikago war er mit einem Harzbild vertreten. Im Jahr 1897 starb sein Vater und Thierbach kehrte nach Stolberg zurück.
Von nun an malte er fast ausschliesslich Motive seiner Heimat. So sind ca. 700 Gemälde und zahlreiche Grafiken entstanden.