Die Vorlage für die mit einer Roulette erstellte Radierung ist ein Ölgemälde von John Opie, das laut Unterschrift 1854 noch in Hampton Court Palace hing (heute im Buckingham Palace). Das Original zeigt die Amateurkünstlerin Mrs. Delany im 82. Lebensjahr in typischer Witwenkleidung: Ein über den Kopf geschlagener schwarzer, spitzenbesetzter Umhang, der vorn mit einer Gemme zusammengehalten wird, soll die weiße Haube und das leuchtend weiße Brusttuch möglichst verdecken. Um so deutlicher trifft den Betrachter der gütige Blick einer gebildeten, alten Dame. Diesen Eindruck vermittelt die vom Verlagshaus Henry Colburn vertriebene anonyme Radierung selbst in ihrer unkolorierten Fassung (BS-III 90 in der Sammlung der Stiftung Händel-Haus) so nicht mehr. Haube und Spitzen wurden zum wichtigen schmückenden Accessoire. Die an Stirn und Schläfen hervortretenden Haare sind nicht ergraut und lassen Mrs. Delany Jahrzehnte jünger erscheinen.
Mary Delany lernte bereits zehnjährig Händel kennen, als dieser sich erstmalig in London aufhielt. Sie wurde Händels treueste Verehrerin. Ihrer Autobiographie und umfangreichen Korrespondenz mit den aristokratischen Verwandten und Freunden verdanken wir nicht nur persönlich gefärbte Kommentare zu Kunst und Wissenschaft der Zeit ganz allgemein sondern auch über Händel und Aufführungen seiner Werke.
Die kursive Bildunterschrift lautet: Mrs. Delany. From the Original Painting at Hampton Court.
Nach Sasse 1962, S. 87, scheint die Radierung von dem Kunstsammler Eduard R. Robbins im 20. Jh. "neu koloriert" worden zu sein.
Das unkolorierte Blatt BS-III 90 ist signiert mit: London, Henry Colburn, 1864