Am 18. Januar 1926 nimmt sich Anni Reinecke in Wolfenbüttel eine verschneite Tanne als Motiv für eine Kreidzeichnung auf grauem Papier. Der kleine Baum ist mit dicken Schneepolstern bedeckt, unter denen sich die Zweige tief zum Boden neigen. An den Rändern schauen noch die blaugrünen Tannenspitzen hervor und betonen die individuelle Kontur jedes Zweiges. Der Schnee auf den Zweigen erhält durch hellgraue und violette Schattierungen sowie leichte gelbliche Höhungen zugleich Plastzität und ein lebendiges Licht- und Schattenspiel. Auch der Schnee am Boden wird mit wenigen, aber gezielten Schattierungen modelliert. Ein Zaun mit einem runden Holzpfosten und Maschendraht, auf dessen dünnen Drähten ebenfalls Schnee liegt, trennt die Tanne vom Hintergrund und verleiht dieser kleinen Studie Räumlichkeit. Nur mit wenigen Strichen ist dahinter eine schneebedeckte Landschaft mit einer Horizontlinie aus kahlen Büschen unter einem grauweißen Himmel angedeutet.